Die Ausstellung über Ernst Barlach (1870-1938) in der Liebfrauenkirche von Halberstadt will auf sein Schaffen und Wirken hinweisen. Seine – im wahrsten Sinne – menschlichen Plastiken nehmen uns mit in die Zeit des I. Weltkrieges, in die Zeit der 1920er Jahre mit ihren großen Verunsicherungen und Veränderungen und in die Zeit des Nationalsozialismus mit den Verführungen und Verfolgungen vieler Menschen. Die Plastiken fordern von uns nicht nur ihre Betrachtung,
sondern auch eine Stellungnahme und provozieren uns zu einer Haltung in der Gegenwart. Seine Werke, Druckgrafiken und Zeichnungen geben in großer Differenziertheit ein Bild von Menschen in Notlagen, aber auch im Alltag wieder. Im Gegensatz zu anderen – ebenfalls berühmten - Künstlern ist er in einer für ihn schweren Zeit seinen Grundüberzeugungen treu geblieben und hat sich gegen den Zeitgeist gestellt.

So muss man Barlach heute auch als einen Mahner sehen, der gegen Krieg, Gewalt und die Polarisierung der Weltgeschichte aufgetreten ist. Man sollte Barlach damit nicht als einsamen Ästheten verstehen, der durch seine Kunstwerke
die Welt verbessern und verschönern wollte, sondern in ihm einen leidenden Wahrheitssucher, einen stillen Humanisten und einen mit sich ringenden Gottsucher finden, dem es gelungen ist, das Innere des Menschen nach außen sichtbar zu machen. Heute gibt es wieder Gründe, seine Werke ins Gespräch zu bringen:

• Das menschliche Leiden in Konflikt- und Kriegssituationen.
• Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
• Den Missbrauch von Medien durch Manipulationen.
• Die von Barlach geschaffene Kunst, die das Innere und das Äußere des Menschen zu einer neuen Einheit bringt.
• Barlachs Besuch von Süd-Russland (heute Ukraine) vor 118 Jahren.
• Den Krieg in Syrien, der seit 2011 anhält und 14 Millionen Menschen zur Flucht trieb.

Es sind seine Grafiken, Plastiken und Dramen, die Barlach zum Zeitzeugen und zu einem der großen europäischen Künstler machen.