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Wichtelweihnachtsgeheimnis in Halberstadt

Nach genau 95 Jahren ist der Weihnachtsbaum an seinen Ursprungsort an der Kirche St. Martini in Halberstadt zurückgekehrt.

Eingeweiht wurde der am Vortag gepflanzte Baum mit der Fortführung einer weiteren Tradition, dem Singen unter dem Weihnachtsbaum. Zu Beginn schmückten die Kinder der Kindertagesstätten Spatzennest aus Aspenstedt und Holzbergwichtel aus Sargstedt den Baum, bevor Oberbürgermeister Daniel Szarata diesen mit einer Lichterkette zum Leuchten brachte.

Da der Frauenchor Cantare aus Langenstein sowie die Halberstädter Spielegemeinschaft pandemiebedingt die Einweihung nicht begleiten konnten, waren es die Kinder, die stimmungsvolle Weihnachtslieder und Gedichte vorgetragen haben.

Oberbürgermeister Daniel Szarata begrüßte alle Gäste, unter ihnen den Landtagsabgeordneten Thomas Krüger. Er dankte allen Beteiligten, die sich für das Gelingen des Aufstellens des Baumes eingesetzt haben. Dem Kulturausschussvorsitzenden Dieter Kühn für die politische Begleitung, Familie Ledderbohm für die Baumspende, der Abteilung Stadtgrün und des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Halberstadt.

Ganz besonderer Dank gilt Wichtel Lumpi, den Eheleuten Packebusch für ihre Darstellung als Wichtel Puppi und Packi sowie Jeannette Schroeder aus dem Stadtmarketing, welche gemeinsam für die tolle Begleitung in den sozialen Medien gesorgt haben.

Oberbürgermeister Daniel Szarata sagte: „In der schweren Zeit nach dem 1. Weltkrieg wurde der Baum an der St. Martini-Kirche zu Weihnachten aufgestellt, um ein kleines Licht der Freude zu bereiten. In der aktuellen Zeit der Pandemie scheint mir eine solches Zeichen wichtiger denn je zu sein.

Mit dieser Aktion verfolgt die Stadt Halberstadt den Nachhaltigkeitsgedanken, daher wird der Baum nicht einfach nur aufgestellt, sondern eingepflanzt, so dass wir in 5 Jahren bereits 100 Jahre Weihnachtsbaum feiern können.“

SCHÖNE ADVENTSZEIT!!!!

Die ganze Geschichte vom Auftrag des Weihnachtsmannes bis zum Leuchten des Weihnachtsbaumes kann auf dem Youtube-Kanal der Stadt angeschaut werden: https://www.youtube.com/user/stadthalberstadt 

Informationen zu den Videos

In den Kostümen der Weihnachtswichtel stecken Katrin und Karsten Packebusch und den kleinen Wichtel Lumpi spielt der fünfjährige Kasimir Wirth.

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis I - Eine Wichtelmütze in Halberstadt? - https://youtu.be/pGvNxcaAWUI

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis II – Ein fliegender Engel an der Martini Kirche - https://youtu.be/PhB5lm_MoXk

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis III - Ein Stall an der Martini Kirche? - https://youtu.be/b0S3Xxmm-Ns

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis IV – Der Spezialauftrag vom Weihnachtsmann - https://youtu.be/xCb9s_fNnXw

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis V – Auf der Suche nach der historischen Stelle, Teil 1 - https://youtu.be/I--TE84IK_s

·         Wichtelweihnachtsgeheimnis VI - Auf der Suche nach der historischen Stelle, Teil 2 – https://youtu.be/pq7SoZkwQok

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis VII - Auf der Suche nach der historischen Stelle, Teil 3 - https://youtu.be/byQbngss9yw

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis VIII - Auf der Suche nach der historischen Stelle, Teil 4 - https://youtu.be/9YxlPJSfUKM

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis  IX  - Baumschmuck wird benötigt - https://youtu.be/IzyK7wxqIKc

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis  X  - Auf der Suche nach dem Weihnachtsbäumchen - https://youtu.be/CLiiFCe1DZY 

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis  XI  - Auf der Suche nach dem Weihnachtsbäumchen - https://youtu.be/NFnOXyA8J3g

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis  XII  - Das Weihnachtsbäumchen wird gepflanzt - https://youtu.be/b45QZU7MtyI

.         Wichtelweihnachtsgeheimnis  XIII  - Der Auftrag ist vollbracht - https://youtu.be/pUc1cLtMFkE  

Historisches zum Weihnachtsbaum für Alle

In diesem Jahr wird mit dem Pflanzen einer kleinen Coloradotanne an der Halberstädter Martinikirche an den „Weihnachtsbaum für Alle“ erinnert. Dieser wurde nicht wie bisher
vielfach publiziert vor 100, sondern vor 95 Jahren erstmals aufgestellt. Nachforschungen des Halberstädters Gerald Eggert im Stadtarchiv brachten weitere „Neuigkeiten“
zu Tage.

Lichter der Hoffnung ab 1926 am Martiniplan

von Gerald Eggert

In den 1950er Jahren taucht erstmals und dann regelmäßig in den Dezemberausgaben des „Heimatfreund“, dem Mitteilungsblatt des Vereins zur Förderung der Gemeinschaft der Halberstädter, die Erinnerung an den „Weihnachtsbaum für Alle“ auf. Halberstädter, die nach dem Krieg ihre Heimat verlassen hatten, hielten Kontakt, hofften auf die Wiedervereinigung, widmeten sich der Geschichte ihrer Stadt und schauten immer wieder zurück auf ihr Leben und Erleben in der der alten Bischofsstadt. Das Aufstellen des Lichterbaumes an der Martinikirche wurde mal in das Jahr 1920 datiert, in den 1980er Jahren sogar auf 1923 verlegt. Am meisten wurde 1921 genannt. Und diese Jahreszahl tauchte dann später in Büchern, Broschüren zur Halberstädter Geschichte sowie in Zeitungsartikeln als das Ursprungsjahr des Halberstädter Weihnachtsbaumes für Alle auf, der zudem der erste in Deutschland gewesen und Anlass für viele Städte gewesen sein soll, in der Adventszeit einen solchen grünen Riesen ebenfalls aufzustellen .

Späte Zweifel am Jahr 1921

Auch ich, von 1990 bis 2002 ehrenamtlicher Redakteur des „Heimatfreund“, nahm keinen Anstoß an dieser Aussage. Bis ich vor wenigen Wochen einen Beitrag zum Jubiläum des Baumes vorbereitete und zufällig in einer Ausgabe der „Halberstädter Zeitung und Intelligenzblatt“ vom 11. Dezember 1927 folgendes las: „Wie schön sah es im Vorjahre aus, als zum erstenmal hinter den in den Abendhimmel hineinragenden Silhouetten der Martinitürme die zahlreichen Lichtlein des Christbaumes für Alle aufleuchteten!

Jeder, der noch ein Herz für Weihnachtsseeligkeit hat, und der durch den Anblick dieses stattlichen Baumes mit dem leuchtenden Stern auf seiner Spitze weihnachtlich gestimmt wurde, hat wohl gewünscht, daß diese Sitte für alle Jahre beibehalten wird.

Unsere Stadt hat sich diesem Wunsche gern gefügt. In diesem Jahr aber soll der Christbaum zu einem Sammelpunkt weihnachtlicher Andacht werden dadurch, daß sich die Schulen in den Dienst der guten Sache gestellt haben. Wie wir hören, sollen schon im Laufe der neuen Woche, wenn der große Weihnachtsbaum aufgestellt ist, die Schulen mit kleinen Darbietungen unter diesem Christbaum beginnen. Weihnachtsgesänge, Choräle, vielleicht auch Lauten- oder gar Orchestermusik, wie sie unsere Schulen bei so vielen Gelegenheiten in recht stimmungsvoller Art dargebracht haben, sollen die Stimmung unter dem Weihnachtsbaum für Alle erhöhen.“

Zeitaufwändige Recherche

Im Wissen, dass in der Stadt anlässlich des bisher angenommenen Aufstellungstermins vor 100 Jahren ein Baum am historischen Platz gepflanzt werden soll und im Museum eine Aktion zum Jubiläum angedacht ist, bemühte ich mich um den Einblick in Halberstädter Zeitungen zwischen 1920 und 1945 sowie in Akten des Magistrats aus dieser Zeit. Kurzfristig bekam ich im Historischen Archiv der Stadt die Möglichkeit, meine Neugier zu stillen. Bereits in der ersten Stunde meiner insgesamt fast 20stündigen Recherche fand ich die Bestätigung: Der Weihnachtsbaum für Alle hatte seine Premiere fünf Jahre später als bisher verkündet. Und Halberstadt war nicht die erste Stadt, die einen öffentlichen Baum aufstellte.

„Auf dem Martiniplan steht ein einsamer Baum, gut eingebettet und mit Zaun umgeben. Hoch ragt er auf in den fahlen Himmel. Seit ein paar Tagen ist er da und ist natürlich ein Tannenbaum. An der Steintreppe am Fischmarkt ist sein Platz. Mancher wird schon vorübergegangen sein und sich darüber Gedanken gemacht haben, was dieser Baum da soll und will. In früheren Jahren war an dieser Stelle ein Verkaufsstand für Weihnachtsbäume. Aber es ist ja nur ein einziger Baum. Nun auch dieses Geheimnis in dieser so außerordentlich geheimnisreichen Weihnachtszeit findet seine Klärung. Eine schöne alte Sitte ist von Süddeutschland zu uns heraufgekommen: auf öffentlichen Plätzen einen Weihnachtsbaum für alle zu errichten.

Die einsame Tanne auf dem Martiniplan ist der Weihnachtsbaum für Jedermann. Heute steht sie noch dunkel und beinahe unscheinbar da. Morgen aber wird sie ausstrahlen in beglückendem Glanz und ihr Licht aussenden in alle Straßen und Winkel. 200 elektrische Lampen werden dafür sorgen. Bei Einbruch der Dunkelheit wird dieser Weihnachtsbaum morgen zum ersten Mal brennen und dann alle Abende bis zum Fest. Es wird Weihnachten immer mehr und immer rascher. Allen wird es bereitet. Dieser Baum tut es und es wird unter allen seinen Kameraden der hellste und schönste Weihnachtsbaum sein.“, ist im Halberstädter Tageblatt vom 19. Dezember 1926 zu lesen.

Kein Beschluss nachgewiesen

Der Überlieferung nach, soll der 1920 zum Halberstädter Oberbürgermeister gewählte Paul Weber (SPD) die Idee gehabt haben, in dieser schweren Zeit an der Martinikirche einen über zehn Meter hohen Baum aufstellen und mit Lichtern versehen zu lassen und damit allen Bürgern der Stadt eine Freude bereiten. Ganz im Sinne des Heiligen Martin, der seinen Mantel teilte, sollten sich die Halberstädter diesen öffentlichen Weihnachtsbaum teilen und diesen als ein Symbol des Lichtes und der Hoffnung verstehen.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und den Jahren der alles verschlingenden Inflation litten auch in Halberstadt viele Menschen Hunger und Not. Mit zunehmender Arbeitslosigkeit wuchs die Hoffnungslosigkeit bei den Menschen. Und das besonders in einer Zeit, in der mit Weihnachten eines der drei Hauptfeste des Kirchenjahres bevorstand. Ein Fest, das nicht nur Christenfamilien feierten, sondern überall verbreitet war und überall mit Hoffnung, Liebe, Freude und Frieden verbunden wurde.

Allerdings lässt sich weder in Zeitungsveröffentlichungen, noch durch Magistratsbeschlüsse aus den 1920er Jahren belegen, von wem die Idee stammt.

Auch, dass Tausende auf dem Fischmarkt die Premiere des öffentlichen Christbaumes verfolgten und dabei dem Gesang eines Männerchores lauschten, so wie es immer verkündet wurde, entspricht nicht den Tatsachen. Denn musikalische Darbietungen gab es erstmals im zweiten Jahr.

Der Weihnachtsbaum für Alle solle hinleuchten bis in die niedrigste Hütte. Er möge auch mahnen, in diesen Tagen Herz und Seele weit zu machen, schrieb das Halberstädter Tageblatt am 15. Dezember 1927 und weiter „Um diesen Sinn noch zu verdeutlichen, werden die Halberstädter Schulen jeden Nachmittag 17 Uhr Volks- und Weihnachtslieder unter dem Weihnachtsbaum auf dem Martiniplan singen und zwar in folgender Reihenfolge: 15. Dezember Knaben- und Mädchenvolksschule I, 16. Dezember Oberrealschule, 17. Dezember Knaben- und Mädchen-Mittelschule, 18. Dezember Realgymnasium, 19. Dezember Mädchen-Volksschule II, 20. Dezember Knaben- und Mädchen-Volksschule III, 21. Dezember Volksschule IV.“

Erstes Singen unterm Weihnachtsbaum

Die Bestätigung der ersten musikalischen Darbietungen folgt ein Jahr später. „Als 1926 zum ersten Mal der Weihnachtsbaum für alle auf dem Martiniplan errichtet wurde, nahm der Magistrat die Anregung, an dem Weihnachtsbaum Schulchöre in den letzten Tagen vor dem Fest singen zu lassen, bereitwillig auf. Doch konnten damals wegen der Kürze der noch zur Verfügung stehenden Zeit die Vorbereitungen zu diesem Singen nicht mehr durchgeführt werden. So fand 1927 das erste Singen am Weihnachtsbaum statt.

Seit 1927 ist das Weihnachtssingen eine ständige Einrichtung geworden. Erfreulicherweise beteiligen sich Volks-, Mittel- und höhere Schulen in regelmäßigem Wechsel, fast hat sich schon für die Wahl der Tage bei einzelnen Anstalten eine Art Tradition herausgebildet.“, schreibt die Halberstädter Zeitung und Intelligenzblatt 14. Dezember 1929.

Am 16. Dezember 1928 gibt es laut Halberstädter Tageblatt vom 18. Dezember 1928 eine Überraschung am sogenannten Silbernen Sonntag (damals wurden verkaufsoffene Sonntage in der Adventszeit im Volksmund als kupferner, silberner und goldener Sonntag bezeichnet). Das Weihnachtssingen am Christbaum für Alle veranstaltete diesmal das Realgymnasium mit seiner Kapelle in so schöner Weise, „daß die Tausende von Umstehenden in rechte Weihnachtsstimmung versetzt wurden und über aller Freude die kalten Füße vergaßen, die man bekam, weil man schon eine halbe Stunde vorher sich anstellen musste, um einen guten Platz zu bekommen.“

Tausende harrten bei Kälte aus

Inzwischen werden die musikalischen Auftritte meist sogar mit Liedfolge in den Zeitungen bekannt gegeben. Den Höhepunkt bildete nach den Erinnerungen von Willi Kasten im „Heimatfreund“ vom Dezember 1959 „stets der Auftritt des Chores vom Realgymnasium unter Leitung von Oberstudienrat Herbert Pätzmann. Denn er verstand es, Jungen mit hellen Sopranstimmen auszuwählen, so dass der Chor vom glockenhellen Sopran bis zum orgelnden Bass alle Stimmlagen und ihr Zusammenklingen bei den Auftritten zu einem künstlerisch sehr anspruchsvollen Genuss machten. Dicht gedrängt standen die Leute auf dem Fischmarkt und lauschten dem Gesang.“

Dieser vorweihnachtliche Brauch wird fortgesetzt, auch als es den Menschen wieder besser geht. Inzwischen stellen viele andere deutsche Städte ihren eigenen „Weihnachtsbaum für Alle“ auf.

Unter „St. Martini im hellsten Licht“ steht am 3. Dezember 1932 in der Halberstädter Zeitung und Intelligenzblatt: „Die Vorbereitungen zur Weihnachtswerbewoche sind nun abgeschlossen. Viele Hundert haben namentlich bei den Aufbauarbeiten des Weihnachtsbaumes für Alle und bei der Anbringung der vier großen Scheinwerfer, die die Martinikirche beleuchten sollen, zugesehen. Nun werden am Beginn der Werbewoche der Weihnachtsbaum und auch die Kirche abendlich in hellstem Licht erstrahlen. Diese besondere Lichtaufwendung wird manchen Photoliebhaber auf die Idee bringen, es einmal mit einer Nachtaufnahme zu versuchen.“ In dieser Zeit entsteht auch das oft publizierte Foto vom Weihnachtsbaum rechts neben der „Konditorei und Kaffee Deesen“ und der Geschäftsstelle der „Halberstädter Zeitung“ (in selbiger am 3. Dezember 1932 erstmals abgebildet).

Ab 1935 erstmals Sonnwend- und Julfeiern

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird 1933 zwar der Weihnachtsbaum wieder traditionell am Martiniplan platziert und das Weihnachtssingen fortgesetzt, doch in den Medien wird zunehmend der „germanischen Weihnacht“ Aufmerksamkeit geschenkt. Infolge dessen wird ab 1935 erstmals das sogenannte „Julfest“ zur Wintersonnwende begangen. Damit rücken die alten Germanen wieder in den Mittelpunkt der Festlichkeiten.

Am Fischmarkt tritt nun neben den Schulchören auch die Arbeitsgemeinschaft Halberstädter Sängerchöre im Deutschen Sängerbund auf. Als im Dezember 1936 zahlreiche Schüler an Grippe erkranken, werden sämtliche Auftritte gestrichen. Andrang herrscht allerdings am 21. Dezember am Weihnachtsbaum an der Martinikirche, als das Musikkorps des Infanterieregiments 12 Weihnachtslieder spielt.

1939 wird zunehmend von Deutscher Volksweihnacht gesprochen und geschrieben. In der Halberstädter Zeitung ist unter anderem vom Weihnachtssingen der Schüler für Soldaten zu lesen. Im Blatt wird von den Sonnwend- und Julfeiern berichtet: Mit SS-Sturm Standarte ,Loeper‘ ziehen Polizei, HJ und BDM im Fackelschein zur Jahnwiese, wo am Feuer unter Klängen des Liedes „Flamme empor“ das Feuer als uraltes Sinnbild des ewigen Kreislaufes der Natur, des Sieges des Lichtes über das Dunkle gefeiert wird. Der Schein des Sonnwendfeuers knüpfe von neuem das feste Band der Gemeinschaft alles Deutschen..., heißt es.

Weihnachtsbaum auch in den Kriegswintern

Und am Heiligabend steht unter dem Titel „Über Stille“ in derselben Zeitung: „Ein Volk tritt unter den strahlenden Weihnachtsbaum und sammelt Kraft für neues Schaffen, neues Kämpfen...

Trotz aller Belastung werden wir frohgemut und zuversichtlich unser Weihnachten feiern als Fest der ewigen Wiedergeburt des Lebens, das uns Anlaß ist, an die Unbesiegbarkeit unseres Volkes zu glauben. Im Blühen des Lebens liegt für uns der Sinn des Kampfes. Das alles gibt unserem Fest die große Weihe, neuen Glauben und neuen Willen zum Sieg...“

Am 3. Dezember 1940 titelt die Zeitung auf der ersten Seite „Kriegsweihnacht der Front und Heimat“ und berichtet im Lokalen über den große Weihnachtsbaum, der aus den städtischen Forsten stammt und wegen seiner stattlichen Größe bis oben hinauf zum Breiten Weg zu sehen sei. Statt Singen unterm Baum gibt die Hitlerjugend Platzkonzerte und marschiert durch die Stadt „als Dank für Spenden bei Straßensammlungen“.

Im Dezember 1941 heißt es „Weihnacht in Wehr und Waffen“. In der Zeitung ist unter anderem über Platzkonzerte von Hitlerjugend, die auch Sammlungen für das Winterhilfswerk sammelt, und das Marktsingen der Pimpfe sowie Weihnachtsfeiern Ortsgruppen der NSDAP, Pakete für kriegsgefangene deutsche Soldaten und den Verzicht auf Reisen zu Gunsten von Soldaten zu lesen,

Ein Jahr später gibt es zwar wieder einen öffentlichen Baum, jedoch kaum öffentliche Versammlungen. Die Zeitung schreibt unter anderem über „ Weihnacht auf U-Boot“, Weihnacht auf vorgeschobenen Posten, Weihnachtsgeschenk in Lappland, und Verdunklungsrollos, die dafür sorgen sollen, dass der Lichterschein der Weihnachtsbäume nicht nach außen dringt.

Baum aus den Thekenbergen aufgestellt

Im fünften Kriegswinter steht am 4. Dezember 1943 in den Halberstädter Nachrichten: „Ja, der Weihnachtsbaum für Alle an der Treppe des Martiniplans ist wieder da! Gestern ist er aus den Thekenbergen in die Stadt gekommen. Sein Stamm ist so dick, daß er gehörig „beaxtet“ werden musste, um in den Ständer hineinzupassen.

Wenn wir vorbeigehen, sollten wir getrost einmal eine Minute verweilen, denn der Baum ist für alle da. Wir sollten uns dann erinnern, wie einst unsere Jungen und Mädel mit schönen Liedern unter diesem Baum Weihnachtsfreude verbreiteten.

... Aber auch ohne Licht wirds Weihnachten. Die große Tanne gemahnt uns. Es ist schön, daß die Stadtverwaltung den alten Brauch nicht hat einschlafen lassen.“

Am 9. Dezember 1943 steht im Blatt: „Wir haben nicht nur den Großen Weihnachtsbaum für alle am Martiniplan, sondern werden auch Weihnachtsbäume für alle Familien bekommen, die Bedarf haben, denn die anderen können sich wie das ja früher auch schon gewesen ist, mit einem Strauß oder einem Tannenkranz zufrieden geben. Immerhin kommen etwa 10.000 Weihnachtstannen nach Halberstadt.“ Am 16. und 20. Dezember veranstaltet die HJ einen kleinen Weihnachtsmarkt am Martiniplan.

Unter dem Titel „Lichterglaube“ folgt am 13. Dezember 1944 die Parole „Dem dunklen Dezember wird ein Frühling des Volkes folgen! Unsere Tat und unser Opfer allein, geboren aus unserem Lichtglauben, ermöglicht sein Kommen. Auf den Fahnen des Frühlings aber wird nur ein Wort geschrieben stehen: Sieg!“

Tradition wird 1946 fortgesetzt

1945 gibt es keinen Baum mit hellen Lichtern. Doch ein Jahr später steht wieder ein „Weihnachtsbaum für Alle“ in der Domstadt, diesmal jedoch am Johannesbrunnen. Allerdings wird beim Abrüsten festgestellt, dass Langfinger alle Glühbirnen gestohlen hatten. Im Jahr darauf müssen die Halberstädter mit einem unbeleuchteten Baum zufrieden sein.

Als das Stadtzentrum enttrümmert war, nimmt der Weihnachtsbaum über viele Jahre wieder seinen traditionellen Platz nahe der Martinikirche ein. Später wird auch einer in der Unterstadt vor dem Martineum oder auf dem Breiten Weg aufgestellt. Seit der Einweihung des neuen Stadtzentrums nimmt in den letzten Wochen eines jeden Jahres ein großer Nadelbaum seinen Platz am Rathaus neben dem Roland ein. Inzwischen schmückt in der Vorweihnachtszeit ein weiterer grüner Riese auch den Domplatz, um dessen Aufstellung, die Beleuchtung mit Lichterketten und die Dekoration sich engagierte Halberstädterinnen und Halberstädter, die CDU, der Rotary Club und das THW kümmern. Für den Schmuck sorgen inzwischen die Kinder der Stadt.

Erinnerung an den ersten Weihnachtsbaum für Alle

In diesem Jahr wird an der Martinikirche ein Baum am 30.11.2021 gepflanzt . Die Idee dazu hatte Dieter Kühn (Freie Wähler), Vorsitzender des Sport- und Kulturausschusses der Stadt. Es wird 95 Jahre nach der Premiere nun ein unrundes Jubiläum sein, doch bis 2026, wenn sich zum 100. Mal die Aufstellung des Weihnachtsbaumes für Alle jährt, sollte er seine Größe verdoppelt haben. Die Tradition des Singens könnte allerdings schon jetzt an historischer Stelle wieder aufgenommen und dann Jahr um Jahr fortgesetzt werden.

Öffentliche Weihnachtsbäume in aller Welt

Den wirklich weltweit ersten öffentlichen geschmückten Weihnachtsbaum soll der Buchhändler Johann Wilhelm Hoffmann am Vorweihnachtsabend 1815 für arme Kinder vor dem Cranachhaus auf dem Weimarer Marktplatz aufgestellt haben, veröffentlichte das MDR-Fernsehen am 19. Dezember 2020.

In den 1920er und 1930er Jahren wurden in vielen Orten in Deutschland öffentliche Weihnachtsbäume aufgestellt. Inzwischen stehen lichtergeschmückte Nadelbäume in der Vorweihnachtszeit in vielen Städten der Welt. Der berühmteste wird alljährlich mit großem Zeremoniell am Rockefeller Center in New York erleuchtet.

Als ein Baum mit Geschichte gilt jener am Trafalgar Square in London. Er wird jedes Jahr von der Stadt Oslo gespendet, als Dank für die Zusammenarbeit, die das Vereinigte Königreich mit dem norwegischen König während des Zweiten Weltkriegs hatte.

Geht es um Rekorde, dann steht der größte traditionelle Weihnachtsbaum der Welt in Dortmund inmitten des Weihnachtsmarktes. Er ist 45 Meter hoch und hat insgesamt 40.000 Glühbirnen.

Stadt Halberstadt / Pressestelle / 29.11.2021

© Jeannette Schroeder E-Mail

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