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HomeLetzten Donnerstag lud die ZORA in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung zur szenischen Lesung "Ein Morgen vor Lampedusa" in die Liebfrauenkirche ein, die von vier Sprecher*innen des Spielkreis Theater der Matthias Kirche Hannover sowie Filmemacher
Peter Ohlendorf gelesen wurde. Die Lesung thematisierte ein Bootsunglück im Mittelmeer und gab Stimmen von Überlebenden, Einwohner*innen Lampedusas und politischen Akteuren wieder. Eindringlich unaufdringlich wechselten sich Stimmen, Bilder und Musik ab und bildeten eine Gesamtkomposition, die den emotionalen Nerv der Zuschauer*innen traf. Bei der Lesung geht es nicht nur um Schuld und Anklage.
Es geht auch darum, den Zuschauern ein neues Bewusstsein für die Situation von Geflüchteten zu schenken. Es geht um den Appell an
Werte, die an den europäischen Grenzen gemeinsam mit den Bootsflüchtlingen zu ertrinken drohen. Menschen verlassen nicht ohne Grund ihre Heimat und setzen sich dem Risiko der Mittelmeerüberfahrt aus. Familien, Frauen mit Kindern, Schwangere - grausame
Lebensumstände führen sie auf überfüllte, undichte Boote, in der Hoffnung, dass auf die Welt von heute doch noch ein großes Morgen folgt.
Am 03. Oktober 2013, am Morgen vor Lampedusa, starben 368 von ihnen. Unglücke wie diese sind u.a. die tragische Folge der europäischen Abschottungspolitik. Eine Politik, die sich - wie in der anschließenden Gesprächsrunde diskutiert wurde - zwischen
Wollen und Können, Wahlversprechen, Koalitionsverhandlungen und Kompromissen zu verlieren droht. Auch Jahre nach dem 03. Oktober 2013, wurde keine europäische Lösung gefunden.
Im Gegenteil. Parteien nutzen die Situation, um zu polarisieren und zu spalten. Für Veränderungen der europäischen Flüchtlingspolitik, für die Verbesserung der europäischen Seenotrettung und der Bedingungen vor Ort in den Nachbarländern der Krisenregionen und für die Öffnung legaler Zuwanderungswege, benötige man einen langen Atem, betonte Staatssekretärin Susi Möbbeck vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration. Aktivist Robert, der selbst für Seenotrettungsorganisationen im Einsatz war, war sich hingegen sicher, dass man in den letzten Jahren mehr hätte schaffen können. Gerade auch um Grundlagen zu schaffen, für Dinge, wie sie jetzt in Afghanistan passieren.
Autor Antonio Umberto Riccò appellierte an das Publikum, dass ein jeder gefragt sei. Jeder Einzelne habe in seinem Handlungsfeld einen gewissen Spielraum, in dem er etwas bewirken könne. “Wir alle tragen die Verantwortung für diese Welt und es liegt an uns, sich
dafür einzusetzen, damit sie ein bisschen besser wird”.
Foto: ZORA