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Sichtbare Mahnung gegen den Krieg

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten am Sowjetischen Ehrenfriedhof am Rande der Spiegelsberge durch Halberstädter Bundeswehr-Reservisten fand eine Gedenkveranstaltung statt. Der russische Botschaftssekretär Wladimir Kukin sprach von einem emotionalen Augenblick und würdigte die aktive Erinnerungsarbeit.



Von Gerald Eggert

Halberstadt. Auf über 4000 Grabstätten in Deutschland haben etwa 800 000 Sowjetbürger ihre letzte Ruhe gefunden, erinnerte Wladimir Kukin, Leiter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Botschaft der Russischen Föderation. „Die Obelisken und Grabsteine, die ihnen zu Ehren aufgestellt wurden, sind stumme Zeugen und Symbole einer Zeit, die nie wiederkehren möge. Sie sind eine sichtbare Mahnung für uns und die Nachwelt, nicht zu vergessen und sich gegen den Krieg einzusetzen. Als solche sind sie zu pflegen und zu achten, nicht nur der Toten, sondern auch und vor allem der Lebenden zuliebe“, unterstrich der 1. Botschaftssekretär in seiner Gedenkrede.

Kukin sprach von einem emotionalen Augenblick und dankte allen, die die umfangreichen Reparaturarbeiten in den vergangenen Jahren realisiert haben. Soldaten und Reservisten der Pionierkompanie 952 aus ­Havelberg hatten im 1. Bauabschnitt die Granitplatten aufgenommen und gesäubert. Sie bereiteten den Untergrund zur Neuverlegung der Grabplatten vor und brachten Kies ein. In den vergangenen Tagen vollendeten Soldaten der Reservistenkameradschaft Halberstadt die Arbeiten und versetzten damit die Anlage in einen würdigen Zustand.

„Ich freue mich sehr, dass in Sachsen-Anhalt zahlreiche sowjetische Kriegsgräber diesen Respekt und diese Achtung erfahren. Wir wissen ihren Beitrag hoch zu schätzen“, sagte Kukin und dankte den Behörden des Landes und der Stadt Halberstadt, dem langjährigen Partner Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsarge und den Halberstädter Reservisten, insbesondere dem Stabsunteroffizier Thomas Conrad, dem Hauptgefreiten Lars Becker und dem Obergefreiten Matthias Poggel.

Mehrere Generationen seien in den vergangenen Jahrzehnten in Frieden herangewachsen. Russen und Deutsche, die sich einst als Feinde gegenüber standen, hätten nach dem Krieg Mut und Kraft gefunden, aufeinander zuzugehen und sich die Hand zum Frieden und zur Versöhnung zu reichen. Diese hohe Gut dürfe unter keinen Umständen verspielt werden, so Kukin.

Andreas Henke erinnerte an den 8. Mai 1945, den Tag der Befreiung, der in diesem Jahr zum 70. Mal begangen wurde. Niemand dürfe die Verdienste der Roten Armee und ihre Gefallenen vergessen. Sie müssen in unserer Gedenkkultur einen festen Platz behalten, sagte der Oberbürgermeister. Deshalb sei es auch wichtig, die Ehrenmale und Friedhöfe in Ordnung zu halten.

Auf dem Halberstädter Ehrenfriedhof haben 572 Menschen ihre letzte Ruhe gefunden - Rotarmisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Ihre Namen sind auf 123 Granitplatten zu lesen. „An nur neun Arbeitstagen haben sie eine sehr gute Arbeit geleistet“, dankte Henke den Reservisten, die durch Mitarbeiter des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Halberstadt (Stala) unterstützt wurde. Nachdem die alten Gehwegplatten entfernt und neue Borde gesetzt worden waren, legten die ehrenamtlichen Helfer unter anderem eine neue Zuwegung zum Obelisken an. Den vorhandenen große rote Stern betteten sie in die Gehwegplatten ein und füllten das Umfeld mit vielen Tonnen Rundkieseln auf. Außerdem stellten sie zwölf Meter Befestigungsmauer wieder her. Die Kosten in Höhe von rund 15 000 Euro übernahmen das Land zu einem und die Stadt zu zwei Dritteln.

Nach der Kranzniederlegung erwähnte Oberstleutnant a.D. Heino Schunke, Bundeswehrbeauftragter beim Volksbund, dass die Bundeswehr den Deutschen Volksbund für Kriegsgräberfürsorge bei 75 Einsätzen unterstütze. Dass die Reservisten dafür ihren Jahresurlaub opfern, könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die ausgezeichnete Arbeit auch in Halberstadt nannte er einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung und aktive Friedenspolitik.

  • Stabsunteroffizier Thomas Conrad, Botschaftssekretär Wladimir Kukin, 
Oberbürgermeister Andreas Henke und Sigrun Quente vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt gedenken der Toten, die auf dem Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Foto: Gera