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Schatzgeschichten - „Vor 50 Jahren. Die Sprengung der Paulskirche im Februar 1969“

Um 1083 gründete Bischof Burchard II. das Paulsstift, konnte es zu seinen Lebzeiten jedoch nicht mehr vollenden. Erst unter Bischof Reinhard kam es Anfang des 12. Jahrhunderts zur Kirchweihe. Das Stift bestand bis zu seiner Aufhebung 1812. Die erste Kirche soll bereits vor Gründung des Klosters durch Bischof Hildegrim an dieser Stelle erbaut worden sein. Baubeginn der zweiten Kirche war zur Zeit der Klostergründung. Der romanische Bau wurde einige Male durch Feuer stark in Mitleidenschaft gezogen. Es kam zu stetigen Neubauten. Im 14. Jahrhundert begann man mit dem Bau des neuen Chores im gotischen Stil.

Es war die einzige Kirche in Halberstadt, die seit dem 17. Jahrhundert gleichermaßen von Katholiken und Protestanten genutzt wurde.

Nach Aufhebung des Stiftes diente die Kirche als Lazarett und militärisches Proviantamt. Zwischen den beiden Weltkriegen erfolgte der Umbau zu einer Garnisonskirche. Am 8.4.1945 stark beschädigt, riss man die Kirche 1969 ab.

Doch, viele Halberstädter kennen noch die Ruine der Paulskirche. Einige wissen auch noch von den Diskussionen um ihren Erhalt. Was hatte diese Kirche besonderes, dass man sie auf die Abrissliste setzte und nicht, wie die Liebfrauenkirche, den Dom, die Martinikirche oder die Andreaskirche wiederaufbauen wollte?

Sie besaß für die damals herrschenden politischen Machtverhältnisse einen Makel – der nicht mit dem eigentlichen Bauwerk zu tun hatte, ihm aber angelastet wurde. Die Paulskirche diente als Garnisonskirche. Diese Tatsache bestimmte ihr Schicksal.

Viele engagierte Halberstädter wollten diese Kirche erhalten. Ihr Kampf und ihre Bemühungen sollen an diesem Abend im Mittelpunkt der Schatzgeschichten bei Wein im Städtischen Museum stehen.

Neben einer großen Unterschriftenliste für den Erhalt gab es sogar sinnvolle Vorschläge für weitere Nutzungskonzeptionen von Halberstädter Architekten. So argumentierte man: „Das für den Abriss erforderliche Geld sollte zur Sicherung des Bestandes verwendet werden.“ Konzepte, wie die Nutzung als Architekturmuseum, als Atelier für Künstler, als Bibliothek oder als Gedenkstätte für die Bombenopfer wurden näher erläutert. Weiter heißt es: „Die Unterzeichnenden erklären sich bereit, im Rahmen der Torgauer Initiative entsprechende Gestaltungsvorschläge für die Paulskirche zu erarbeiten. Wir fordern den Rest der Stadt auf, den Wert und die Nutzbarkeit der Paulskirche zu erkennen und Maßnahmen zu ihrer Erhaltung einzuleiten.“ Sie bleiben ungehört.

Am Freitag, dem 1. Februar 2019 wird Werner Hartmann ab 19 Uhr im Städtischen Museum Halberstadt, als einer der Kämpfer für den Erhalt zur damaligen Zeit Zeitgeschichte Revue passieren lassen und ihnen von den Bemühungen zum Erhalt dieses Bauwerkes berichten.

Wir laden alle Interessierten am 01. Februar 2019, ab 19 Uhr in das Städtische Museum Halberstadt ein und bitten um eine Voranmeldung unter Telefon 03941/551474.

 

(Text: Simone Bliemeister/Städtisches Museum)

© Nicola Westphal E-Mail

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