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Sanierung Hühnerbrücke – Heißluftverfahren kommt erstmals in Sachsen-Anhalt zum Einsatz

Das nachweislich älteste Schulgebäude Halberstadts - das Johanneum - wird derzeit unter der Federführung des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg(DFWZ) unter ökologischen und Ressourcen schonenden Gesichtspunkten in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Stadt Halberstadt saniert.


Städtebaulich genießt das Haus mit seiner historischen Ausfachung und den besonderen Ausmalungen eine hohe Wertigkeit. Die Baumaßnahme ist ein durch das Land Sachen-Anhalt gefördertes Pilotprojekt zur energieeffizienten Sanierung.

Seit bereits mehreren Monaten werden Arbeiten, insbesondere Sicherungsmaßnahmen, im und am Gebäude vorgenommen. Obwohl gerade kürzlich ein Gerüst abgebaut worden ist, wird das Haus nun erneut eingerüstet, um es komplett mit einer dicken, verschweißbaren Folie abzudichten. Dies ist erforderlich, um das erstmals in Sachsen-Anhalt zum Einsatz kommende Heizluftverfahren zur Beseitigung von Echtem Hausschwamm, Insektenbefall und Holzwürmern anzuwenden.

Das Prinzip besteht in der Trocknung der Bausubstanz in Verbindung mit Hitzeanwendung. Heiße Luft (70 bis 90 Grad Celsius) gelangt über Schläuche mittels spezieller Heißluftgeräte in das völlig abgedichtete Gebäude. Dabei beträgt die Luftfeuchtigkeit nicht mehr als 5 bis 10 Prozent. Durch die schnelle Trocknung wird der Befall abgetötet, Sporen können sich nicht neu entwickeln. Die beiden das Verfahren betreuenden Holzschutzsachverständigen, Joachim Wießner und Roland Becker, sprechen von einer „Abtötung, die sofort und endgültig ist“.

Insgesamt werde es den Experten zufolge durchschnittlich zehn Tage dauern, um das Haus durch und durch zu erhitzen. Dafür werden drei Heißluftgeräte benötigt, deren Einsatz rund um die Uhr kontrolliert wird. Eine Prüfung des Ergebnisses erfolgt nicht nur durch spezielle Messverfahren, sondern auch durch das Einsetzen von Insektenlarven.

Mit der Anwendung des Heißluftverfahrens habe sich die Stadt Halberstadt entschlossen, neue, in die Zukunft gerichtete Wege zu gehen, unterstreicht Stephanie Rudel aus dem Bereich Stadterneuerung. Der Einsatz von chemischen Mitteln ist seit Ende des vergangenen Jahres verboten. Seit Februar 2012 lässt eine neue DIN das Heißluftverfahren zu. Hier kommt keine Chemie zum Einsatz, es gibt keine Rückstände, Hölzer bleiben erhalten, sofern sie statisch in Ordnung sind. Das Verfahren habe Modellcharakter und werde in Zukunft häufig zum Einsatz kommen, sind sich die beiden Holzsachverständigen einig.

  • Holzsachverständiger Joachim Wießner zeigt den vom Hausschwamm befallenen Bereich an der historischen Giebelwand des Gebäudes Hühnerbrücke 4.