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ÖSA versichert historisches Halberstädter Bergmannsglas

Unter dem Motto „Masse und Klasse“ berichtete Museumsdirektor Armin Schulze über einen Teilbereich der Sammlungen des Städtischen Museum Halberstadt.Gemeint waren die zahlreichen Funde aus den archäologischen Untersuchungen, die in großem Maßstab in den Jahren 1992 bis 1998 im Halberstädter Stadtzentrum stattfanden.


Zu den Stücken, die eindeutig „Klasse“ sind, gehört ein Glashumpen, der 1994 in einer Abfallgrube am Hohen Weg im Bereich des abgerissenen Gebäudes des ehemaligen Dienstleistungskombinates gefunden wurde.

Bergbau und Harz, das gehört zusammen, so Schulze. Bergbau und Halberstadt, na ja, nicht so unbedingt. Trotzdem hat sich ein Halberstädter, wer, wann und warum muss im Dunkeln bleiben, einen Glashumpen zugelegt, der in schönen Miniaturmalereien Bergleute bei der Arbeit zeigt, freundlicher Weise mit Jahreszahl versehen, 1579. Irgendwann ist das Schmuckglas zerschlagen worden und landete in Einzelteilen, aber doch recht komplett im Abfall.

Der damalige Museumsdirektor und Grabungsleiter, Dr. Adolf Siebrecht erinnerte sich, die Ausgräber vor Ort schon beim Auftauchen der ersten Scherben zur genauen Suche aufgefordert zu haben. Er ließ die Teile gleich vor Ort zusammensetzen.

In diesem Zustand ging das Stück 2003 zur Ausstellung „Bergwerke auf Glas“ nach Bochum. Dort war man begeistert, widmete dem Bergmannshumpen 4 Katalogseiten und zählte ihn zu den ältesten in Deutschland bekannten Stücken mit solchen Darstellungen. Der lange Aufenthalt im Erdreich hat der Emailmalerei zugesetzt. Eine Restaurierung ist dringend erforderlich, aber auch sehr kostenintensiv.

Der Zufall half. Prof. Dr. Hans Georg Stephan von der Universität Halle-Wittenberg wurde im Dezember 2012 bei einem Besuch im Städtischen Museum auf das Stück aufmerksam gemacht. Er stellte den Kontakt zu Prof. Dr. Sebastian Strobl her, der an der FH Erfurt Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung lehrt. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausbildung sind Flach- und Hohlgläser. Strobel kam im Frühjahr extra aus Erfurt angereist um das Stück zu sehen. Auch er sprach sofort von einem hochrangigen Stück und versprach zu prüfen, ob eine Restaurierung im Rahmen der Ausbildung an seinem Lehrstuhl möglich wäre.

Am 17. Juni ist das Glas nach Erfurt gebracht worden. In Vorbereitung der Übergabe konnten die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt zur Übernahme einer Patenschaft gewonnen werden. Warum, so Schulze, sollen nur Esel im Tiergarten Paten haben? Die ÖSA versichert das Stück für die nächsten anderthalb Jahre und übernimmt, wie Dr. Volker Bürger, der Vorsitzende des Geschichtsvereins und Stadtratspräsident, Kosten für nötiges Restaurierungsmaterial.

Prof. Strobl wird in den nächsten Wochen prüfen, ob der Bergmannshumpen im Rahmen einer Abschlussarbeit eines Masterstudiums restauriert werden kann. Das wäre ein ganz besonderer Glücksumstand, so Schulze, da so eine genaue wissenschaftliche Untersuchung, Dokumentation und besonders sorgfältige Bearbeitung erwartet werden kann und das zum gegenseitigen Nutzen. Für das Museum entstehen überschaubare Kosten und die Studentin kann für ihre Abschlussarbeit auf ein ganz besonderes Stück zurückgreifen.

  • Dipl. Restauratorin Janka Acht und Prof. Dr. Sebastian Strobl von der Fachhochschule Erfurt begutachten den archäologischen Fund aus Halberstadt, den Bergmannshumpen von 1579.