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HomeDer archäologische Sammlungsbestand des Städtischen Museums Halberstadt beherbergt herausragende und einzigartige Objekte, die von besonderem wissenschaftlichem Wert sind. Zu diesen zählen die beiden, 1941 entdeckten sogenannten ›Fürstengräber‹ von Emersleben (Landkreis Harz), mit ihren reichen und spektakulären Grabbeigaben, die in die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts nach Christus datiert werden. Aktuelle Untersuchungen versprechen spannende Einblicke und neueste Erkenntnisse zu diesen Begräbnissen.
Bestandteile der Grabbeigaben sind unter anderem prachtvolle Trachtbestandteile aus Gold und Silber, aber auch bronzenes Ess- und Trinkgeschirr, welches aus den römischen Provinzen importiert wurde. Die Fürstengräber von Emersleben gehören zu den bedeutenden Prunkgräbern der Römischen Kaiserzeit in Mittel- und Nordeuropa und sind für die Region des nördlichen Harzvorlandes bisher einmalig.
Entdeckt wurden die beiden Körpergräber bei einer Erweiterung einer Tonabbaugrube eines Ziegeleibetriebes in der Gemarkung Emersleben (heute Ortsteil von Halberstadt) mitten im Zweiten Weltkrieg. Am 26. Februar 1941 wurde die Entdeckung eines Männergrabes und am 11. März 1941 eines weiteren, vermutlichen Frauengrabes dem Städtischen Museum Halberstadt gemeldet. Die Freilegung und Bergung beider Gräber erfolgte unter dem damaligen Museumsdirektor August Hemprich (1870–1946).
Im Jahr 2026 jährt sich diese Entdeckung zum 85. Mal. Dieses Jubiläum soll der Auftakt für eine neue wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Gräbern sein. Im September 2026 ist eine wissenschaftliche Fachtagung in Halberstadt geplant, die thematisch diese Ausgrabung in den Fokus stellt und aktuelle Erkenntnisse zu den zugehörigen Fundkomplexen im Kontext der europäischen Prunkgräber der Römischen Kaiserzeit präsentieren soll.
Ab Frühjahr 2027 sollen die Fürstengräber von Emersleben und die auf Grundlage modernster Analysen und aktueller Forschungen gewonnenen Erkenntnisse in einer Sonderausstellung im Städtischen Museum Halberstadt präsentiert werden.
In Vorbereitung darauf befinden sich die beiden Skelette aktuell in den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, wo sie von Prof. Dr. Jörg Orschiedt anthropologisch untersucht werden. Er ist Mitglied des im Februar 2024 gegründeten Wissenschaftlichen Beirats für die archäologische Sammlung des Städtischen Museums Halberstadt.
Das Alter der beiden Männer konnte mittels anthropologischer Untersuchungen genauer bestimmt werden. Der eine Mann starb im Alter zwischen 35 und 45 Jahren und der andere Mann in einem Alter von 30 bis 35 Jahren. Weitere geplante Analysen, wie DNA-Untersuchungen, Isotopenanalysen und Strontiumisotopenanalysen sowie Radiocarbonuntersuchungen, könnten Rückschlüsse zur Ernährungsweise der Männer und ihrer Herkunft sowie vertieften wissenschaftlichen Einblick in die Lebens- und Sterbeumstände der beiden vor über 1700 Jahren verstorbenen und mit prächtigen Beigaben beerdigten Personen bringen.
© Stadt Halberstadt, 18.12.2024