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Lehmwickel und altes Tischlerhandwerk – Jugendprojekt in der Hühnerbrücke 4 in Halberstadt

„Wie wird ein Lehmwickel hergestellt?“ Diese Frage beantwortet Momba am Tag des offenen Denkmals in dem historischen Gebäude Hühnerbrücke 4 in Halberstadt vor mehr als 100 interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Lehmwickel entstehen in aufwändiger Handarbeit und werden zur Herstellung von Holzbalkendecken benötigt.


Auf einem Tisch, der für die Besucher der Hühnerbrücke gut einsehbar war, liegt Lehmschlamm, langes Stroh und Holzstaken. „Diese Materialien“, so Momba, „werden benötigt, um einen Lehmwickel herzustellen.“ Geschickt wickelt der junge Mann das zuvor in Lehmschlamm gebadete Stroh um die Holzstake herum und erklärt dabei, dass diese Lehmwickel dann als Einschubboden in die Nuten zwischen die Deckenbalken eingebracht werden. Später kommt darauf der Strohlehm.

Momba Chippalyc aus Sambia und Lena Schirrmeister sind Lehrlinge vom Fachwerkzentrum und der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft des IJGD. Sie sind im Rahmen ihrer Ausbildung unter Anleitung des Deutschen Fachwerkzentrums (DFWZ) im Gebäude Hühnerbrücke 4 im Einsatz. Lena - sie erlernt den Tischlerberuf - befasst sich mit Restaurierungsarbeiten an der historischen Treppe, aber auch an den Türen und Fenstern.

Das durch die Commerzbankstiftung geförderte Jugendprojekt gibt den Auszubildenden unter anderem die Möglichkeit, sich intensiv mit ökologischer Bauweise und historischem Handwerk zu beschäftigen. Parallel dazu wird an der Ausmauerung der Gefache gearbeitet und alte Farbreste von der Außenwand der Grudenberg-Seite abgenommen.

Nachdem das Heißluftverfahren zur Bekämpfung von Echtem Hausschwamm, Insektenbefall und Holzwürmern erfolgreich abgeschlossen wurde, ist das Jugendprojekt im Rahmen der vielen verschiedenen Ebenen des Gesamtbauprojektes ein weiterer wichtiger Baustein im Sanierungsvorhaben Hühnerbrücke 4.

„Im Vordergrund aller Arbeiten stehen ökologische Aspekte, eine Substanz schonende Sanierung des Fachwerkes, der maximale Erhalt historischer Verbindungen und des Gesamtgefüges. Dabei werden notwendige Sanierungsmaßnahmen und die Anpassung an zeitgemäßes Wohnen einfühlsam unter Verwendung ursprünglicher Verzimmerungstechniken, historischer sowie gesunder Baustoffe durchgeführt“, unterstreicht Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des DFWZ, die es für wichtig hält, historische Fachwerkbauten möglichst unverfälscht zu erhalten, dabei aber auch den Nutzungsanforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden.

Die Hühnerbrücke 4 ist das nachweislich älteste Schulgebäude Halberstadts. Das „Johanneum“ - so die einstige Bezeichnung der 1697 erbauten Schule - wird derzeit unter der Federführung des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg(DFWZ) unter ökologischen und Ressourcen schonenden Gesichtspunkten in gemeinsamer Zusammenarbeit mit der Stadt Halberstadt saniert. Städtebaulich genießt das Haus mit seiner historischen Ausfachung und den besonderen Ausmalungen eine hohe Wertigkeit. Die Baumaßnahme ist ein durch das Land Sachen-Anhalt gefördertes Pilotprojekt zur energieeffizienten Sanierung. Nach Fertigstellung entstehen hier ein kleines Büro und drei Wohnungen.

FOTO: Ute Huch
Momba Chippalyc, Auszubildender des Fachwerkzentrums und der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft des IJGD, zeigt im Gebäude Hühnerbrücke 4, wie ein Lehmwickel hergestellt wird. Links neben ihm Jens Klaus, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung der Stadt Halberstadt, (Mitte) Tischlerlehrling Lena Schirrmeister und Claudia Hennrich vom DEWZ (rechts).  

  • Momba Chippalyc, Auszubildender des Fachwerkzentrums und der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Trägerschaft des IJGD, zeigt im Gebäude Hühnerbrücke 4, wie ein Lehmwickel hergestellt wird.