Presse
HomeZur letzten Veranstaltung der BILD TON KUNST dieses Jahres laden Museumsdirektorin Dr. Uta-Christiane Bergemann und Domkantor Claus-Erhard Heinrich am Mittwoch, dem 9. November 2022 in den Dom. Mit Bildbetrachtung und Orgelmusik nehmen beide eine echte Besonderheit im geistlichen Leben am mittelalterlichen Dom in den Blick.
Im Jahr 1383 wird in einer schriftlichen Quelle erstmals ein Adamsspiel am Dom benannt, das in der Folge jedes Jahr in der Fastenzeit seine theatrale Wiederholung fand. Ein als Adam benannter Büßer wurde immer am Aschermittwoch aus dem Paradies des Domes hinausgetrieben. Vor ihm lagen vierzig Tage Bußzeit, in denen er barfuß in der Stadt betteln, bestimmte Kirchen aufsuchen und erst nach Mitternacht schlafen durfte. Symbolisch nahm der ausgewählte und mit Redeverbot belegte Adam die Sünden der gesamten Gemeinschaft auf sich und büßte als Stellvertreter für alle. Erst am Gründonnerstag wurde der Sünder wieder in der Gemeinde des Domes aufgenommen und durch zahlreiche Geldspenden von seinen Verfehlungen befreit. Bis heute erinnern Kunstwerke und Einbauten des Domes an das makabere Treiben: ein steinerner Adamssitz, Skulpturen Adams und Evas und nicht zuletzt das mittelalterliche Glöckchen, das sich heute wieder im Glockenstuhl des Dachreiters befindet und entsprechend immer Adämchen genannt worden ist. Uta-Christiane Bergemann zeichnet ein Bild des ungewöhnlichen geistlichen Spiels, seine Entwicklung bis hin zum Verbot durch Bischof Heinrich Julius und seine Zeugnisse in der gotischen Kathedrale.
Domkantor Claus Erhard Heinrich illustriert die BILD-Betrachtung mit dem TON der Orgelmusik. Dem Thema entsprechend bringt er Passions- und Osterlieder zu Gehör. Im Wechsel von Vortrag und Musik werden dem Zuhörerkreis die unterschiedlichen Facetten von Sünde und Buße sinnlich vor Augen und Ohren geführt.
Die Veranstaltung findet im Dom statt, Zugang ist das Hauptportal. Der Eintritt ist frei. Voranmeldung ist nicht nötig.
©Stadt Halberstadt/01.11.2022