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In Langenstein-Zwieberge werden Werke von Schulhoff, Schreker, Laks und Glanzberg aufgeführt

Amaury du Closel gründete einst das Forum „Voix Etouffées“ zur Wiederentdeckung der Werke NS-verfolgter Komponisten. Am 1. September ab 18 Uhr moderiert er in der Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein–Zwieberge ein Konzert. Darin erklingen Kompositionen, die in der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert wurden. Die Mezzosopranistin Anna Holroyd wird dabei am Klavier von Nicolas Dessenne begleitet. Holroyd gilt als sensible Interpretin der Werke von Franz Schreker (1878 – 1934), dessen „Fünf Gesänge“ am 1. September erklingen. Gleiches gilt für Lieder von Erwin Schulhoff (1894 – 1942), von dem die „ Jazz-Etüden“ auf dem Programm stehen. Mit dem in Tschechien geborenen Schulhoff verlor die Neue Musik eine ihrer experimentierfreudigsten und radikalsten Persönlichkeiten, ist man sich noch heute einig.


Norbert Glanzberg(1910 – 2001) machte sich als UFA-Filmkomponist einen Namen. Er arbeitete mit Billy Wilder und Max Ophüls zusammen, schrieb für die „Comedian Harmonists“, floh vor den Nazis nach Frankreich, wo ihn auch Edith Piaf versteckte. Für sie und Yves Montand komponierte er Chansons. Er schrieb 1956 die Filmmusik zu »Der Kurier des Zaren« mit Curd Jürgens und »Die Braut ist zu schön« mit Brigitte Bardot.


Erst vor wenigen Monaten erschienen zwölf textlich und musikalisch höchst unterschiedlichen Kompositionen als „Holocaust Lieder“ auf CD. Vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Melodienschreiber für den französischen Chanson ist es nicht verwunderlich, dass die Lieder, bei aller schockierenden Realität, die sie aus dem Alltag von KZ-Häftlingen vermitteln, gut hörbar bleiben.


Simon Laks „Acht jüdische Volksgesänge“ aus dem Jahre 1947 bilden den Abschluss des außergewöhnlichen Konzerts in der Gedenkstätte Langenstein–Zwieberge. Der in Warschau geborene Laks überlebte Auschwitz als Mitglied, später Arrangeur und Leiter des Lagerorchesters. Im Oktober 1944 wurde er ins Lager Dachau evakuiert. Nach der Befreiung durch amerikanische Truppen kehrte er nach Paris zurück, wo er bereits ab 1927 studiert hatte. Anders als Glanzberg und Schulhoff steht er für formale Klarheit, Tonalität und Strenge, wobei er immer wieder seine polnischen Wurzeln offenbart.


Wie Ellen Fauser, Leiterin der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge, am Donnerstag mit-teilte, wird kein Eintritt für das hochkarätig besetzte Konzert erhoben.

von Uwe Kraus