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Halberstädter engagiert sich für Weihnachtsbaum auf Johannesbrunnen

„Auf dem Johannensbrunnen wird es im nächsten Jahr wieder einen Weihnachtsbaum geben“, das verspricht Frank Körber. Der Halberstädter ist in der Altstadt aufgewachsen und es habe ihn sehr betroffen gemacht, als er erfuhr, dass es in diesem Jahr auf Grund enorm gestiegener Kosten keinen Weihnachtsbaum auf dem Johannesbrunnen geben wird. Sein Versuch, die Situation für dieses Jahr noch zu retten, ist gescheitert. Mit Jens Pfeiffer, Geschäftsführer des Weringeröder Transportunternehmens PTP GmbH, steht ihm ein Freund zur Seite, der sich hier ebenfalls einbringen wollte.

Gesagt, getan: Das Unternehmen ist nach Röderhof gefahren, um auf eigene Kosten den von dort privat gespendeten Weihnachtsbaum abzuholen. Jedoch ist man hier auf ein Hindernis gestoßen: Die Zuwegung zum Grundstück, auf dem der etwa 13 Meter hohe Baum steht, war zu eng für den 48-Tonnen-Kran. Es gab kein Herankommen. So mussten die beiden Akteure unverrichteter Dinge wieder umkehren. Doch Aufgeben gibt es für Frank Körber nicht. Er veranlasste kürzlich einen Gesprächstermin mit Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadtverwaltung Halberstadt direkt vor Ort am Johannesbrunnen. Ihr gegenüber berichtete er, dass alles daran setzen wird, dass im kommenden Jahr wieder ein Weihnachtsbaum auf dem Johannesbrunnen steht. Der auch als DJ tätige Halberstädter könne sich vorstellen, auch am Johannesbrunnen um den Weihnachtsbaum herum einige nette Hütten aufzustellen. Für Musik würde er selber sorgen. Und für den Verkauf von Getränken und Weihnachtsleckereien sucht er schon jetzt für 2017 Mitstreiter. Die PTP GmbH würde auch wieder zur Seite stehen und sich um den Transport des Baumes kümmern.

 Was vielen nicht bewusst ist – es gibt eine Reihe von Bedingungen, Auflagen und Hintergründen, die bei einer solchen Weihnachtsbaumaktion zu beachten sind: Zunächst geht es um die Beschaffung des Baumes. Bis vor zehn Jahren hat die Stadt Halberstadt die Weihnachtsbäume aus dem Oberharz geholt. Doch der bürokratische Aufwand für Fahrten von Schwerlasttransportern über Bundesstraßen war so hoch geworden, dass man nach anderen Wegen suchte. Es kam die Idee mit den Spenderbäumen von Halberstädter Bürgern. Aber auch hier ist zu beachten, dass die Baumschutzsatzung er Stadt Halberstadt greift und gesunde Bäume nicht grundlos gefällt werden können. Also, wenn ein Bürger einen Baum aus seinem Vorgarten beispielsweise spenden möchte, benötigt er eine Fällgenehmigung.

Ein Problem, das in diesem Jahr verstärkt aufgetreten ist, ist die Erkrankung vieler Bäume durch die Sitka-Fichtenlaus. Die Nadeln werden durch den Befall braun, so dass diese Bäume dann nicht geeignet sind. So waren es 2016 nur fünf Spenderbäume, die für einen Weihnachtsbaum infrage kamen.

Der bürokratische Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen, wenn die Bäume aus Halberstadt oder der näheren Umgebung kommen. In der Straße, wo der Baum (13 bis 20 Meter hoch / etwa 8 Meter Kronendurchschnitt) mit großer Technik abgeholt werden, muss ein Parkverbot angeordnet werden. Schilder müssen aufgestellt werden. Auch das ist mit Kosten verbunden. Das Fuhrunternehmen benötigt vom Landesverwaltungsamt Halle eine Genehmigung für den Schwerlasttransport. Diese muss etwa 6 Wochen vorher beantragt werden. Auch die Genehmigungen kosten Geld. Seit 2015 kostet auch das Überfahren eines Bahnüberganges 90 Euro, was an die Bahn zu zahlen ist. Sind diese bürokratischen Hürden genommen, muss der Schwerlasttransport durch die Polizei begleitet werden. Dieser darf eine Breite von 3,50 Meter nicht überschreiten. Das heißt, dass die Bäume, deren Kronen durchschnittlich 8 Meter breit sind, auf 3,50 Meter zusammengeschnürt werden müssen. Das wird bei der Begleitung des Schwerlasttransportes durch die Polizei geprüft. Diese Kosten der Polizei sind enorm gestiegen. Waren im Jahr 2014 noch 190 Euro zu zahlen, waren es 2015 knapp 600 Euro und in diesem Jahr 1.300 Euro. Diese enorme Preissteigerung gab letztendlich den Ausschlag für die Entscheidung, keinen Weihnachtsbaum am Johannesbrunnen aufzustellen.

Ist der Baum antransportiert, muss er fachmännisch aufgestellt (Bodenhülse, Hubwagen im Einsatz) und geschmückt werden (Lichterkette / Stromversorgung). Auch der Abbau des Weihnachtsbaumes und seine Entsorgung nach Weihnachten müssen durch Fachfirmen (Arbeitszeit / Technik) erfolgen. Und auch das kostet Geld, so dass zu den bereits genannten Kosten nochmals rd. 1.800 Euro hinzukommen.

 

Foto: Hier am Johannesbrunnen soll im nächsten Jahr wieder ein Weihnachtsbaum stehen. Das versprechen Frank Körber (links) und Jens Pfeiffer gegenüber Roswitha Hutfilz.  (Foto: Ute Huch)

 

© Michelle Meyer E-Mail

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