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Grabungsfunde aus der Jungsteinzeit im Baugebiet Sonntagsfeld in Halberstadt


Seit mehreren Jahren wird im Wohnbaugebiet „Sonntagsfeld“ unter archäologischer Aufsicht gegraben, und immer wieder treten bedeutende Funde zutage.


Kürzlich wurde im Zuge dieser Untersuchungen in etwa 90 Zentimeter Grabungstiefe ein Massengrab aus der Jungsteinzeit freigelegt, genau da, wo später eine Wohngebietsstraße entlangführen wird.

Die Archäologin Anke Herrmann, die seit Anfang April im „Sonntagsfeld“ tätig ist, spricht von einem herausragenden Fund, bei dem es sich um Körper- und Brandbestattungen handelt. Grabbeigaben wie kleine Gefäße können auf die Zeit der Linienbandkeramik (5.500 bis 5.000 v.Chr.) datiert werden. Aber auch Funde aus der Zeit der Stichbandkeramik (5.000 bis 4.500 v. Chr.) sind geborgen worden. Darüber hinaus ist in dem Massengrab mit elf Skeletten ein riesengroßes Vorratsgefäß (40 Zentimeter hoch und 60 Zentimeter im Durchmesser) gefunden worden. „Darin wurde vermutlich ein Säugling oder ein Kleinkind bestattet“, sagt die Archäologin und erklärt weiter, dass es sich bei dem Massengrab um eine Epidemie oder einen Überfall gehandelt haben könnte, aber das sei spekulativ.

Sie gehe davon aus, dass noch mehrere Skelette gefunden werden. Das Team wurde bereits auf zwölf Grabungshelfer aufgestockt. Geplant ist der Abschluss der Grabungen bis zum bis 30. Juni 2013. „Das wird nicht reichen“, schätzt Anke Herrmann ein, die beim Anhaltischen Förderverein für Naturkunde und Geschichte Gölzau angestellt ist und unter der fachlichen Begleitung des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt arbeitet. „Insgesamt haben wir bereits 220 Funde bei diesem Grabungseinsatz hier im „Sonntagsfeld“ geboren. Das ist sehr viel für die Kürze der Zeit“, sagt die Archäologin. Teile der Funde werden direkt an das Landesamt gegeben, anderes wird sorgfältig dokumentiert, bevor der Bereich für den Bau der Straße im Wohngebiet vorbereitet wird.

Finanziert werden die Grabungsarbeiten laut gesetzlicher Verpflichtung von der Stadt Halberstadt, da sie das Baugebiet erschließt. Diese Kosten werden über den Verkauf der Baugrundstücke umgelegt. Martin Brüning vom Team „Sonntagsfeld“ der Stadtverwaltung Halberstadt geht davon aus, dass der für Ende Juni geplante Straßenausbau sich durch die erheblichen archäologischen Funde um vier Wochen verschieben wird. Die Straße wird sozusagen ein Ringschluss für diesen Bauabschnitt „Sonntagsfeld“ sein. Das Drei-Mann-Team, zu dem auch Kay Brehsan aus dem Liegenschaftsbereich gehört, organisiert alles, was mit der baulichen Organisation und Koordination im Wohngebiet „Sonntagsfeld“ zu tun hat, so auch den Grundstücksverkauf. „Bis zum heutigen Tag wurden 25 Grundstücke verkauft und 20 Häuser gebaut“, berichtet Kay Brehsan und verweist darauf, dass noch 19 Grundstücke frei sind. Der Preis für das erschlossene Grundstück beträgt 86,50 Euro. Derzeitige Verkaufsverhandlungen stimmen ihn optimistisch, dass bis zum Jahresende noch zwei bis drei weitere Grundstücke verkauft werden. Interessenten können sich an den Bereich Liegenschaften der Stadtverwaltung Halberstadt, Domplatz 49, (Telefon: 03941/551236) wenden.

mehr Informationen unter Bauen und Wohnen/ Sonntagsfeld

  • Die Grabungshelfer Heiko Becker (rechts) und Anatoli Schirajew bei der Freilegung des Massengrabes aus der Jungsteinzeit.