Presse

Home

Gedenktafel im Düsterngraben erinnert an die jüdische Familie Winter


Am Freitagnachmittag gedachten Halberstädter der Deportation jüdischer Mitbürger vor 71 Jahren.



In Erinnerung an die jüdische Familie Winter, die das Haus Düsterngraben 26 bewohnten, enthüllte der Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes in Halberstadt e.V. eine Gedenktafel an der Dombergmauer, der gegenüber das heute nicht mehr existierende Haus gestanden hatte. „In dem Anwesen Judenschenke“, so ist auf der Tafel zu lesen, „wohnte von 1922 bis 1935 die Familie Winter, Saul und Frida Winter mit ihren Kindern Sara, Rosa, Sammy, Ida (später Judith), Mordechai (Motke) und David…..1933 wanderten Sara, ihr Mann und ihre beiden Kinder nach Palästina aus. Die anderen Kinder konnten durch Saul und Frida Winter vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Sicherheit gebracht werden. … Saul Winter wurde 1937 verhaftet und in ein Lager gebracht. Sara bemühte sich von Palästina aus vergeblich um die Ausreise ihrer Eltern. Sie wurden 1942 im polnischen Zmigrod ermordet und liegen dort in einem Massengrab.“

Dr. Bettina Oehlmann vom Verein zur Bewahrung jüdischen Erbes verlas diesen Text vor den Anwesenden. Die Chorgemeinschaft Halberstadt begleitete ihre Worte und die anschließenden Worte von Pastorin Hannah Becker, die ebenfalls dem Verein angehört. Hannah Becker zitierte aus Sabine Klamroths Buch „Wenn der Mond bei Seckbachs steht“ genau aus dem Kapitel, in dem sehr eindrücklich das Haus Düsterngraben 26 und das Leben der Familie Winter in diesem Haus beschrieben wird. Es sind Erinnerungen der heute in Israel lebenden Judith Biran, Tochter der Familie Winter. Die Verbindung zu ihrer Heimatstadt hat sie nie verloren. Dr. Bettina Oehlmann, die kurz vor der Gedenkveranstaltung mit ihr telefonierte, versicherte den Anwesenden, dass Judith Biran genau zu dieser Stunde mit ihren Gedanken in Halberstadt sei. Dabei schaue sie - in ihrem Wohnzimmer sitzend - auf das Ölgemälde mit der Darstellung des Hauses Düsterngraben 26.

Im Anschluss an die Enthüllung der Gedenktafel legten die Anwesenden wie in jedem Jahr an diesem Tag Blumen an den Steinen der Erinnerung vor dem Westportal des Halberstädter Domes nieder.

  • Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (links) und Gäste der Veranstaltung lesen den Text auf der Gedenktafel, die zu Ehren und in Erinnerung an das Leben der jüdischen Familie Winter im Haus Düsterngraben 26 an der Dombergmauer enthüllt worden