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Erinnerung an Johann-Peter Hinz

 

Am 11. Februar vor zehn Jahren ist Johann-Peter Hinz gestorben. Am 19. Februar 2007 versammelten sich hunderte Freunde, Wegbegleiter sowie Repräsentanten aus Politik und gesellschaftlichem Leben in der Martinikirche, um sich von dem Halberstädter Künstler, früheren Stadtratspräsidenten und Ehrenbürger der Stadt Halberstadt zu verabschieden. Der zehnte Todestag gibt Anlass, zu erinnern an einen wertvollen Menschen, der Halberstadt verändert, Zeichen gesetzt und Spuren hinterlassen hat:

Johann-Peter Hinz wurde am 18. März 1941 in Kolberg geboren und lebte seit seiner Kindheit in Halberstadt. Von 1960-62 absolvierte er eine Lehre als Betonbauer und anschließend bis 1965 eine Lehre als Bauschlosser und Kunstschmied. Von 1965 – 1970 folgte das Studium an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein /Halle, Fachbereich Metallgestaltung.

Seit 1970 war er freiberuflich als Metallgestalter in Halberstadt tätig, beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland sowie an verschiedenen Symposien.


Johann-Peter Hinz ist Ehrenbürger unserer Stadt, und war dieser Stadt auf das tiefste verbunden. Die Stadt  ist an vielen Stellen von seinen Spuren gekennzeichnet. Man kann sie sehen im wieder entstandenen neuen Stadtzentrum, in den Straßenzügen unserer Altstadt, an den „Steinen der Erinnerung“ und dem siebenarmigen Leuchter (Menora) vor dem Westportal des Domes oder an der größten Glocke des Halberstädter Domgeläutes: die mit der Arche Noah verzierte Glocke trägt die Handschrift des Künstlers.


Sein engagiertes Eintreten gegen den Zerfall und den Abriss der Halberstädter Altstadt ist beispiellos. Dabei sind Einzelaktionen seit den 80er Jahren ebenso zu nennen, wie die Organisation von Protest- und Bergungsaktionen. Die Zerstörung alter Häuser wurde für viele Halberstädter ein Symbol für unwiederbringliche Lebensqualität. Nicht zuletzt waren diese Aktionen auch ein prägendes Motiv der ersten Demonstrationen 1989. Sein Einsatz gegen Gewalt und die besondere Rolle in der Zeit der politischen Wende sucht seines Gleichen. Johann-Peter Hinz engagierte sich als Mitorganisator des Friedenskreises in der Martinikirche. Als im Herbst 1989 auch in Halberstadt „Gebete für unser Land“ den Ausgangspunkt für Demonstrationen bildeten, konnten durch sein persönliches, öffentliches Auftreten Ausschreitungen vermieden werden und gewaltfreie Aktionen

stattfinden. Er war Mitbegründer des Neuen Forums.

Nach der ersten freien Wahl des Stadtrates galt sein persönlicher Einsatz parteiübergreifender Zusammenarbeit und der Entwicklung demokratischer Strukturen. Er setzte mit seiner Tätigkeit als Präsident des Stadtrates Maßstäbe.
Als Mitbegründer des „Kuratorium Stadtentwicklung“ trug er 1990 mit dazu bei, dass mit diesem Verein ein vertrauensvoller Ansprechpartner für die „Niedersachsenhilfe“ geschaffen wurde und somit schnell und unbürokratisch Spenden in Halberstadt zum Wiederaufbau der Altstadt zum Einsatz kamen. Für seinen engagierten Einsatz zur Zeit der politischen Wende erhielt Johann-Peter Hinz das Bundesverdienstkreuz.


Sein Einsatz für die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte der Stadt und sein Engagement im Förderverein der Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge halfen einen sensiblen Umgang bei der Aufarbeitung unserer Geschichte zu entwickeln. Die Installation der Moses- Mendelssohn-Akademie in Halberstadt hat er engagiert unterstützt und befördert. Der Name unseres Ehrenbürgers Johann-Peter Hinz verbindet sich auch mit der Halberstädter Entschädigung ehemaliger osteuropäischer Zwangsarbeiter. Diese kleine Geste mit großer Wirkung ist auf seine Initiative zurückzuführen. Zeit seines Lebens setzte er sich gegen jede Form der Gewalt, für mehr Toleranz und ein friedliches Miteinander ein.


Auf Anregung von Johann-Peter Hinz wurde der Gleimliteraturpreis ins Leben gerufen, der durch seine zweijährliche Verleihung, Halberstadt und dem Gleimhaus bundesweite Anerkennung bringt. Als Förderer der Kunst ist sein Engagement als Gründungsmitglied im 1990 gegründeten Verein „Kunstforum Halberstadt e.V.“ bekannt und seine landesweit geachtete Arbeit als Künstler für öffentliche Räume findet in der Stadt und weit darüber hinaus Beachtung.

Er ist engagiert als Mitbegründer der John-Cage-Orgel-Stiftung aufgetreten und hinterlässt auch hier prägend seine Spuren.

 

Zitat von Johann-Peter Hinz:

„Ich wünsche mir, dass Kunstwerke kleine Wunder sind. Vielleicht formulieren Künstler das Echo ihrer Erfahrungen in unserer gemeinsamen – selben Welt, ungeahnt und hoffentlich neu. Wenn das Ergebnis ein Bildwerk ist, das die Sichtweise und Empfindung des Betrachters erweitert oder gar bereichert, dann ist möglicherweise ein kleines Wunder geschehen.“

 

Johann-Peter Hinz fehlt in der Stadt als aktiver Mitgestalter: als Künstler,

als Politiker – und als Mensch. Er hinterlässt im zivilgesellschaftlichen Engagement der Stadt eine Lücke, die bisher nicht gefüllt werden konnte.

 

Eine Gruppe von Freunden und Wegbegleitern hatte in den Jahren 2011/2012 unter dem Titel „Respekt“ eine Ausstellung mit Werken von Johann-Peter Hinz initiiert, die das Werk des Metallgestalters und die Bedeutung seines künstlerischen Schaffens würdigte. Hunderte von Besuchern haben sich die Ausstellung im Herrenhaus des Klosters St. Burchardi in Halberstadt angesehen. Das Kloster ist seit dem Jahr 2000 Ort des maßgeblich durch Johann-Peter Hinz ins Leben gerufene John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt Halberstadt. Das außergewöhnliche Musikprojekt (Aufführungsbeginn war der 5. September 2001) trägt den Namen Halberstadt in die ganze Welt. 

© Jeannette Schroeder E-Mail

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