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„Denis Diderot und Baron d’Holbach hätten Gleim sehr gern in ihrem Salon in Paris begrüßt“: Philipp Blom - Preisträger des Gleim-Literaturpreises 2011


„Böse Philosophen ist nicht nur ein Buch über ein bedeutendes Kapitel des 18. Jahrhunderts, es ist, wenn man so will, selbst ein Buch des 18. Jahrhunderts. Und zwar nicht nur, weil es sich so vergnüglich liest.


Anders als heute wissenschaftlich üblich genügt sich das Buch nicht darin, das Für und Wider einer Frage betulich abzuwägen. Nein, Böse Philosophen ist eine Streitschrift, die mit Leidenschaft ein Ziel verfolgt: Aufklärung über das - nach Meinung des Autors - fatale Urteil der Geschichte über die atheistischen Aufklärer in Holbachs Salon, deren radikale Ansichten sich mehrheitlich nicht durchsetzen konnten“, so ein Auszug aus der Begründung der Jury 2011 für die Entscheidung der Vergabe des diesjährigen Gleim-Literaturpreises. 


Verliehen wurde der mit 5.000 Euro dotierte Preis am vergangenen Freitag (7. Oktober) im Gleimhaus zu Halberstadt an den in Wien lebende Schriftsteller, Historiker und Journalisten Philipp Blom (Jg. 1970) für sein Buch „Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung“ (München: Hanser 2010). 


Das Interesse der Halberstädter und Freunde der Literatur war groß - alle Plätze im Gleimhaus waren besetzt. Durch den Festabend führte Udo Mammen, Vorsitzender des Förderkreises Gleimhaus e.V., für die musikalische Umrahmung sorgte das „König-Quartett“. 


Der Preis wird alle zwei Jahre vom Förderkreis Gleimhaus e. V. in Verbindung mit der Stadt Halberstadt vergeben und erfährt die Unterstützung des C. H. Beck Verlages, der Harzsparkasse, des Kuratoriums Stadtkultur sowie privater Förderer. Der Jury gehören namhafte Kenner des 18. Jahrhunderts, u.a. Norbert Miller und Benedikt Erenz, an. 


Die Festrede „Keine Aufklärung ohne Publikum. Wie populär kann Wissenschaft sein?“ hielt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts, Daniel Fulda (Halle/Saale). 


Die „Bösen Philosophen“, so Daniel Fulda, hätten bereits für Aufregung und kontroverse Einschätzungen im Hallenser Aufklärungszentrum gesorgt. In seinen Augen jedoch befördert das Buch den Weg, eine philosophische Debatte der Aufklärung für ein breiteres Publikum rezitierbar zu machen. Die Aufklärungsforscher sollten sich fragen, welche Adressaten sie erreichen möchten. Zwischen Wissenschaft und Publikum habe sich eine Kluft aufgemacht - ein Kommunikationsraum mit eigenen Regeln. Der Festredner bezeichnet das Buch als „ein Plädoyer für die aktuelle Streitfrage, welche Rolle diese Regelungen heute noch spielen“ mit Blick auf den Wunsch der Einheit von Denken und Leben. Er beschreibt den Autor als „einen glänzenden Erzähler wahrer Geschichten“.


Auch Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke überbrachte seine Glückwünsche und sagte: „In „Böse Philosophen“ sprechen Sie mit Ihrem erzählerischen Vermögen ein breites Publikum an, erleichtern den Zugang zur Geschichte Deutschlands und Europas und fördern damit in der Tat auch Aufklärung, was zweifellos auszeichnungswürdig ist, so der Befund der Jury. Deshalb freut uns sehr, Ihr Schaffen mit dem Gleim-Literaturpreis zu würdigen.“


Philipp Blom freute sich außerordentlich über die Würdigung und zeigte sich darüber hinaus sichtlich angetan von der bedeutenden Briefe-, Bücher- und Bildersammlung des Gleimhauses. Er unterstrich den Gleimschen Gedanken über Freundschaft und Solidarität mit anderen: „Denis Diderot und Baron d’Holbach hätten Gleim sehr gern in ihrem Salon in Paris begrüßt.“


  • Der Schriftsteller, Historiker und Journalisten Philipp Blom freut sich über die Auszeichnung mit dem Gleim-Literaturpreis, den ihm Halberstadts OB Andreas Henke (li.) und Udo Mammen, Vorsitzender des Förderkreises Gleimhaus e.V., übergaben
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Grußwort des Oberbürgermeisters Andreas Henke
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