Presse

Home

Archivmaterial durch Fördermittel gerettet

Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) unterstützte im Jahr 2014 zum bundesweiten Thema „Verblassende Schrift – Verblassende Farbe“ 22 Modellprojekte. Hunderte von Bewerbungen trafen bei der Institution ein.

Auch das Historische Stadtarchiv Halberstadt bewarb sich. Ein Bestand aus dem Archiv beinhaltet zahllose Akten des ehemaligen Rates der Stadt Halberstadt aus den Jahren von 1945 bis 1990. Er dokumentiert die verwaltungstechnische, aber auch kulturelle und teilweise bauliche Entwicklung einer kriegszerstörten Stadt in der Nachkriegszeit und im kompletten Zeitraum der Deutschen Demokratischen Republik, außerdem enthält er wichtige Informationen, zum Beispiel zum Konzentrationslager Langenstein Zwieberge wie Lagerlisten der ehemaligen Fremdarbeiter, der Kriegsgefangenen und der KZ-Häftlinge aber auch Informationen zu den Verpflegungskosten. Das Problem - die Akten bestehen zu ca. 75 % aus Thermo- bzw. Ormigpapieren. Diese unterliegen dem endogenen Zerfall (Säurefraß), somit sind die Stabilität und die Lesbarkeit der Informationen in den Akten, die zusätzlich durch abbauende Tinte beeinträchtigt ist, nicht dauerhaft gewährleistet. Ein Entsäuerungsverfahren und anschließende säurefreie Lagerung in Spezialkartons kann Abhilfe schaffen. Aus diesem Grund bewarb sich das Archiv um Fördermittel und erhielt, als eine der wenigen Institutionen einen Zuschlag für eine Vollfinanzierung in Höhe von 33.805,28 €. Insgesamt konnten so 30 lfm (laufende Meter – Maßeinheit für Archivgut) des aus 72 lfm bestehenden Bestandes gesichert werden. Dass es Zeit wurde, zeigt der vom Zentrum für Bucherhaltung erstellte labortechnische Untersuchungsbericht. Die Akten wiesen einen PH-Wert von 4,9 (alles unter 7 bezeichnet man als sauer) auf, wodurch die Papiere stärker abgebaut werden. Nun liegt der Wert bei 8,2 und ein alkalischer Puffer von 1,87 % wurde ins Papier eingebracht, wodurch der Zerfall verlangsamt wird. Papier mit einem PH-Wert zwischen 7,5 und 9 bezeichnet man als Alterungsbeständig und der Erhaltungszeitraum verlängert sich. Nach der Rückführung der Akten konnte mit der Neuverpackung des Teilbestandes in säurefreie Jurismappen und Archivkartons begonnen durch die Mitarbeiterinnen begonnen werden. Kein leichtes Unterfangen, denn jede einzelne Akte bedarf einer separaten Sichtung, um alle noch vorhandenen schädlichen Materialien zu entfernen. So müssen alle Tackernadeln, Büroklammern, Bindfäden und ähnliches beseitigt werden. Nun warten die restlichen Akten noch auf eine Rettung. Weitere Bemühungen um Fördermittel werden daher unumgänglich sein.


  • Aktenbeispiel im Vorher-Nachher-Vergleich (links die Akte im vorherigen Zustand %u2013 unverpackt und rechts die Akte nach der Bearbeitung in einer geöffneten Jurismappe (Foto: Stadtverwaltung).jpg