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Stadtarchiv international gefragt

1.269 persönliche und schriftliche Anfragen wurden im Jahr 2006 an das Historische Stadtarchiv Halberstadt gerichtet. Damit habe sich die Nutzerzahl im Vergleich zu 2005 leicht erhöht, sagt Gabriele Bremer vom Historischen Stadtarchiv.

Die Anfragen und Besucher kamen aus ganz Deutschland, den USA, Schweden, Schweiz, Luxemburg, Niederlande, Israel, Australien, Norwegen, Chile, Dänemark, Frankreich, Österreich und Japan.

"Schon jetzt", so Gabriele Bremer, ist für das ganze Jahr 2007 das Lesegerät ausgebucht. Mit dem sogenannten Readerprinter können verfilmte Halberstädter Tageszeitungen von 1790 bis 2004, Adressbücher und vereinzelte ausgewählte Handschriften eingesehen werden. Auf Grund der großen Nachfrage mussten die Nutzungszeiten für das Lesegerät auf vier Stunden begrenzt werden.

Im Blick zurück auf den Anfang des vergangenen Jahres erinnert sich Gabriele Bremer daran, dass am 9. Januar 2006 der gemeinsame Antrag des Evangelischen Kirchspiels und der Domschatzverwaltung, des Städtischen Museums und des Historischen Archivs sowie der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt zur wissenschaftlichen Bearbeitung der Halberstädter Gymnasialbibliothek an die DFG (Deutsche Forschungs-Gesellschaft) gestellt und inzwischen positiv beschieden  worden ist. Die wertvollen mittelalterlichen Handschriften, die teilweise aus Rückgaben kriegsbedingt ausgelagerter Bestände stammen, werden nun innerhalb von drei Jahren in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel bearbeitet.

Immer wieder sind Wissenschaftler aus aller Welt zu Gast in den Räumen, in denen papierne Sachzeugen der Stadt- und Regionalgeschichte lagern. Yoshizumi Masuda vom Institut für Regionalwissenschaften der Fakultät für Künste und Wissenschaften der Universität Tokio arbeitete beispielsweise im Februar im Historischen Archiv der Stadt. Seine Doktorarbeit befasst sich mit einer Fallstudie zum Außenlager des KZ Buchenwald in den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in der letzten Kriegsphase.

Im April begannen im Historischen Archiv die Recherchen für das Projekt "kleiner Harz" der Kämmer Bildungsgesellschaft (KBG) Wernigerode. Dabei geht es um den  Nachbau von rund 100 Sehenswürdigkeiten der Region. Bis 2009 soll dazu in Wernigerode auf einem Areal von etwa 1, 2 bis 1, 5 Hektar ein Miniaturpark entstehen. Bauakten und der Kartenbestand wurden genutzt, um festzulegen, welche Objekte für den Ausstellungsbereich Halberstadt im Maßstab 1:25 nachgebaut werden können.

Im Zusammenhang mit dem Besuch des thailändischen Königshauses haben Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Martineuem mit Hilfe des Archivs eine Ausstellung vorbereitet. Im Mittelpunkt stand der Aufenthalt von Prinz Rangsit aus Siam in Halberstadt, der das Martineum zu Zeiten Kaiser Wilhelm II besuchte.

Schülerinnen und Schüler der Reinhard-Lakomy-Schule arbeiteten im Rahmen der Aktion "Zeitsprünge" zum Thema Halberstädter Bädergeschichte im Stadtarchiv. Im Ergebnis dazu entstand eine sehr gelungene Broschüre.

Für große Aufregung sorgte ein Wasserrohrbruch in der Nacht zum 14. September. Ein größerer Schaden konnte durch das schnelle und umsichtige Handeln der Feuerwehr und der  Museumsmitarbeiter verhindert werden. Dennoch musste eine große Anzahl feucht gewordener Bücher Blatt für Blatt mit Unmengen von Lösch- und Krepppapier "trocken" gelegt werden. Die Aktion dauerte bis zum frühen Morgen. Insgesamt waren 354 Bücher, 54 historische Fotos und verschiedene Sammlungsgegenstände betroffen, die konservatorisch behandelt werden mussten. Darüber hinaus mussten 5.200 Druckwerke aus den betroffenen Räumen evakuiert werden.

Es war also ein turbulentes Jahr 2006 für die beiden Mitarbeiterinnen dieser städtischen Kultureinrichtung. Gemeinsam mit Anette Bartl an ihrer Seite hat Gabriele Bremer sicher gestellt, dass das Historische Stadtarchiv an 187 Tagen insgesamt 1.169 Stunden geöffnet war. Bei 1.269 Besuchern und Anfragen mit einer durchschnittlichen Benutzungsdauer von 3 Stunden ergibt das nach der Rechnung der Archivmitarbeiterinnen eine Gesamtnutzungszeit 1.483.461 Stunden.