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Neujahrsgrußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Halberstadt

Liebe Halberstädterinnen,
liebe Halberstädter,
Der tragische Tod von neun Obdachlosen hat uns alle sehr betroffen gemacht.
2005 war ein politisch turbulentes Jahr. Wir wurden von einer vorgezogenen Bundestagswahl überrascht, und nach „Ampel-, Schwampel- und Jamaikaspekulationen“ werden wir nun von einer großen Koalition regiert. Viele Hoffnungen ruhen auf ihr. Wir erwarten Lösungen der großen gesellschaftlichen Probleme, und auch wir Halberstädter sollten uns nicht den Mut nehmen lassen, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Nicht abwarten – handeln !
Ein arbeitsreiches Jahr und ein Jahr voller Ereignisse liegt hinter uns. Und was mir ganz besonders am Herzen liegt, ist mein Dank an Sie, liebe Halberstädter Bürgerinnen und Bürger, für Ihr enormes Interesse an der Entwicklung unserer schönen Stadt. Wir sind es bereits aus der Vergangenheit in vielfältiger Hinsicht gewohnt: Wenn es um städtische Belange geht, dann bringen sich die Halberstädter mit Ideen aber auch mit kritischen Anmerkungen und großem Engagement ein.
Unterschiedliche Meinungen führen oft zu optimalen Lösungen.
Da gab es insbesondere in den vergangenen Wochen zwei Themen, die uns alle sehr beschäftigten und auch noch im kommenden Jahr beschäftigen werden. Die Residenz der Generationen am Domplatz ist ebenso ein sensibles Thema wie die Ansiedlung von Edeka und Mediamarkt in Halberstadt. Ich bin optimistisch, dass es diesbezüglich schon sehr bald klare Entscheidungen im Sinne einer optimalen städtebaulichen und wirtschaftlichen Lösung geben wird.
Ein sichtbares Zeichen der Erneuerung wurde 2005 mit dem Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße und der damit unmittelbar verbundenen Anschaffung fünf neuer Straßenbahnzüge gesetzt. Die Straßenbahn rollt bereits auf den neuen Gleisen. Was den Straßenverkehr betrifft, so müssen sich die Bürger und anliegende Betriebe noch bis Juni 2006 gedulden, dann ist die Kreuzung auch für den Autoverkehr wieder frei.
Besonders freue ich mich über die Fertigstellung der Wehrstedter Brücke – eine technische Lösung, die allen Verkehrsanforderungen gerecht wird und die für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur unserer Stadt ein bedeutender Faktor ist.
HEX, der Harz-Elbe-Express, sorgt für eine bessere Verkehrsanbindung. Ende des Jahres wurde der erste HEX-Triebwagen auf den Namen „Domschatz Halberstadt“ getauft.
Nach wie vor ist die Anzahl der Problemgrundstücke mit dem Bahnhofsgebäude an der Spitze zu hoch. Es gibt aber auch hoffnungsvolle Entwicklungen – etwa am Ebereschenhof oder anderen Standorten.
Erwähnen möchte ich auch den Fortgang der Gestaltung der sogenannten Grünen Mitte im Urban-21-Gebiet zwischen der Richard-Wagner-Straße und der Trauteweinstraße sowie den Abschluss der Straßenbaumaßnahmen im Rosenwinkel und in der Münchener Straße.
Nach jahrelangen Diskussionen wurde im Jahr 2005 nun auch der Startschuss für die Baumaßnahmen zur Verkehrsberuhigung in der Voigtei gegeben. Auch hier ist das Engagement unserer Bürger maßgeblich, denn die erforderliche Mitfinanzierung erfolgt aus Spenden der Arbeitsgruppe Altstadt des Kuratoriums Stadtentwicklung.
Ein weiterer Ausdruck für den Halberstädter Bürgersinn ist die Fertigstellung der Ratslaube und des Glockenspiels am Rathaus der Stadt.
Ein weit reichender Schritt in die Zukunft ist die Tatsache, dass Halberstadt 2005 einer von 17 Teilnehmerstandorten der Internationalen Bauausstellung 2010 geworden ist und dies durch einen Vertrag besiegelt werden konnte.  
In die Zukunft richten auch die Halberstadtwerke ihren Blick: Vor dem Hintergrund, den Absatz von Erdgas anzukurbeln, brachten unsere Halberstadtwerke innerhalb von neun Monaten 100 Erdgasfahrzeuge auf den Markt – das Ergebnis einer guten Marketingstrategie.
Halberstadt entwickelt sich immer mehr zu einem Schwerpunkt der Medizintechnik. Es gibt in diesem Bereich inzwischen elf Unternehmen mit unterschiedlichen Produkten und insgesamt 500 Arbeitsplätzen. Auch 2005 haben die Betriebe in diesem Bereich weiter investiert und neue Unternehmen angesiedelt.  
Im Oktober wurde mit dem Neubau der 10-Millionen-Euro umfassenden Produktionsstätte Hydrospun – eine innovative Firma, die neuartige Kunststoffe herstellt – begonnen.
Mit dem Ausbau der DEKRA-Geschäftsstelle am Standort Halberstadt im Jahr 2005 und der damit verbundenen Betreuung von 350 Fahrschulen übernimmt auch die DEKRA Halberstadt eine überregionale Funktion.
Die Auslastung unserer vier Gewerbegebiete mit 3.300 Arbeitsplätzen in 156 Unternehmen kann sich sehen lassen.
Die Präzisionscenter Anhalt AG (PCA) wurde von der Neuenhausener Maschinenbau GmbH übernommen – ein wichtiger Schritt zur Erhaltung der Arbeitsplätze. Dennoch ist die Zahl der Arbeitslosen in Halberstadt noch viel zu hoch. Das Gewerbesteueraufkommen steigt allmählich wieder. Das Haushaltsloch allerdings ist noch lange nicht gestopft.
Seit diesem Jahr hat Halberstadt wieder eine Kaufmannsgilde, die sich als Interessenvertretung der Einzelhändler sieht und durch gemeinsames Handeln den Einkaufsstandort Halberstadt sichern und verbessern möchte – eine Entscheidung, die uns alle zuversichtlich stimmen sollte. Das Interesse der Stadtverwaltung gilt den neuen Investoren in gleichem Maße wie den bereits ortsansässigen Betrieben.
Neue und moderne Arbeitsplätze sollten gut ausgebildete Bürger besetzen. Was wären wir ohne unsere Hochschule, Gymnasien, unsere Sekundar- und Grundschulen?  Die Diskussion um die Schulstandorte ist noch nicht abgeschlossen.    
Im kulturellen Bereich war neben dem 100. Geburtstag unseres Städtischen Museums der 100. Geburtstag unseres Theaters von großer Bedeutung. Ebenfalls wichtig war die Unterzeichnung zur Fortführung des Vertrages zwischen dem Förderkreis Gleimhaus e.V. und der Stadt Halberstadt für weitere zehn Jahre.
Mit dem Leseprojekt „Dem Gleich fehlt die Trauer“ gedachte man im Jahr 2005 der Zerstörung Halberstadts vor 60 Jahren. Mehrere 100 Halberstädter und Freunde der Stadt – darunter Sachsen-Anhalts Innenminister Klaus Jeziorsky und der Publizist und Filmemacher Alexander Kluge waren gekommen, um daran teilzuhaben.
Im Zusammenhang mit der Gedenkveranstaltung wurde das schon lange überfällige Trümmerfrauendenkmal enthüllt, worauf wir alle stolz sein können. Die Roland Initiative hat hier den größten Anteil.
Zu den sportlichen Höhepunkten des Jahres 2005 gehörte die gemeinsame Ausrichtung der 16. Landessportspiele für Behinderte und ihre Freunde und das
5. Integrative Nordharzer Behindertensportfest im Halberstädter Friedensstadion.
Darüber hinaus ist die hervorragende Platzierung des VfB Germania als zweitbeste Fußballmannschaft in Sachen-Anhalt in der Hinrunde der Oberligasaison 2005/2006 hervorzuheben. Ebenso freuen wir uns über die gewohnt gute Leistung unserer  Leichtathletik-Bundesligamannschaft der Männer des VfB Germania. Viele Sportler und Gäste brachten auch das 3. Harzer Springderby, die Landesmeisterschaft der Sportschützen und der Tenneisclub Rot Weiß im vergangenen Jahr nach Halberstadt.    
Die Trainingsbedingungen in unserem Freizeit- und Sportzentrum und im Friedensstadion sind ideal sowohl für Sportler als auch für Rekonvaleszenten.
An dieser Stelle möchte ich auch an unseren Stadtrat mit Herrn Dr. Volker Bürger an der Spitze meinen ganz herzlichen Dank richten. Die zu fällenden Entscheidungen waren nicht einfach und unsere Bemühungen um den Kreissitz haben sich gelohnt.  Hier haben unsere Landtagsabgeordneten, die Abgeordneten des Kreistages und des Stadtrates von Halberstadt sowie die Verwaltungen von Stadt und Landkreis eine gemeinschaftliche „Meisterleistung“ vollbracht, die ausschlaggebend sein wird für die weitere Entwicklung der Zukunft unserer Stadt und unseres neuen Großkreises und damit der hier lebenden Bürgerinnen und Bürger.
Die Zukunftsgestaltung im Großkreis hat bereits bei Vereinen, Gesellschaften und anderen begonnen.
Liebe Halberstädterinnen und Halberstädter, Sie sehen, trotz vieler Sorgen und Nöte gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist noch immer reichlich Bewegung in der Entwicklung unserer Stadt. Und wir alle sollten gemeinsam an einem Strang ziehen, damit diese Bewegung nicht ins Stocken gerät und damit wir unsere Ziele erreichen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien für das Jahr 2006 alles erdenklich Gute, vor allem Gesundheit, Erfolg bei Ihren Vorhaben und die nötige Kraft und Ausdauer.

Ihr Oberbürgermeister Dr. Harald Hausmann