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Jahresrückblick des Historischen Stadtarchivs für das Jahr 2004

Mit 1 308 Nutzern und der Aushebung von 15 394 Akten und Archivalien war das zurückliegende Jahr 2004 für das Hist. Stadtarchiv wieder sehr erfolgreich. Die Auskunftssuchenden kamen nicht nur aus Halberstadt und der Umgebung, sondern reisten aus der gesamten Bundesrepublik an. Auch ausländische Gäste konnten im Archiv begrüßt werden. Sie kamen aus Italien Österreich, Schweiz, Ukraine, Dänemark, Bulgarien, Usbekistan USA und Israel. Auch viele schriftliche Anfragen z.B. aus Schweden, Norwegen, Australien, England, Israel, Polen, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Luxemburg, und den Niederlanden wurden beantwortet.
Durch die Umstrukturierung der Verwaltung der Stadt Halberstadt erfolgte eine Trennung von Historischem Stadtarchiv und Verwaltungsarchiv.
Das Historische Stadtarchiv gehört seit dem 01.01.2004 organisatorisch zu dem Städtischen Museum der Stadt. Durch seine große überregionale Bedeutung und die schon in den 50iger Jahren erfolgte Anerkennung als Historisches Archiv hat es einen hohen Stellenwert im mitteldeutschen Raum. Seine wertvollen umfangreichen historischen Bestände werden zu vielen Forschungszwecken genutzt.
Der Landesverband Sachsen-Anhalt des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. erarbeitet die Herausgabe eines Archivführers Sachsen-Anhalt. Die Zuarbeit des Historischen Stadtarchivs ist erfolgt und dem Landesverband zugearbeitet worden. Im Internet kann diese Bestandsübersicht unter Halberstadt/Kultur/ Hist. Stadtarchiv eingesehen werden.
Die bekannte Fernsehjournalistin Wibke Bruhns recherchierte im Stadtarchiv zur Geschichte der Familie Klamroth. Das Buch mit dem Titel „Meines Vaters Land“ kam im Februar in den Buchhandel..
7 Kirchenbücher der Martinigemeinde und 36 Adressbücher sind restauriert ins Stadtarchiv zurückgekommen. Möglich war die Wiederherstellung der Bücher nur durch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch die Lotto Toto GmbH (12 000 €) und das Land Sachsen-Anhalt
(8 400 €) Der Eigenanteil der Stadt betrug 3 600 €.
Anlässlich des Pressetermins zum Bistumsjubiläum 2004 im Museum präsentierte das Historische Stadtarchiv drei von vierzehn Urkunden, die in der Ausstellung zum
1200 jährigen Jubiläum zu sehen waren.
Am 15. und 16. März 04 übernahm das Historische Stadtarchiv Pläne und Zeichnungen vom Bauamt. Sie lagerten auf dem Boden der Liebfrauenkirche und waren zum Teil in der Ausstellung „Funde auf dem Dachboden“ im Städtischen Museum zu sehen. Die Pläne belaufen sich auf eine stattliche Anzahl von rund 1000 Stück und füllen jetzt 32 Regalmeter.
Frau Prof. Aliza Cohen-Mushlin war am 22.03.04 in Stadtarchiv zu Gast und forschte zu Handschriften aus dem 12. Jahrhundert. Da sie ein Buch über die Hamersleber Bibel herausgegeben hat, deren erster Teil sich im Dom befindet, war sie bemüht auch etwas über den zweiten Teil dieser wertvollen Handschrift zu erfahren. Dieser zweite Teil der Hamersleber Bibel wird im Historischen Stadtarchiv aufbewahrt. Völlig überrascht und tief bewegt nahm Frau Prof. Cohen Einsicht in diesen großen Folianten. Zur Vorstellung ihres Buches am 23.03.04 präsentierte sie beide Teile dieser einmaligen Stücke der Öffentlichkeit im Kapitelsaal des Domes.
Das historische Stadtarchiv Halberstadt ist um viele interessante Zeitdokumente reicher geworden, denn am 21. April konnten einige wieder aufgetauchte Archivmaterialien aus der ehemaligen Sowjetunion nach Halberstadt zurückgeführt werden.
Die wertvollen Urkunden und Dokumente wurden während des zweiten Weltkrieges von den russischen Alliierten in die ehemalige Sowjetunion ausgelagert. Jetzt kamen sie über das Archiv und die Bibliothek der Hansestadt Lübeck zurück nach Halberstadt. So sind beispielsweise vier Bücher aus der Handschriftensammlung der Halberstädter Gymnasialbibliothek aufgetaucht, die besonders für Handschriftenforscher interessant sind und oft nachgefragt werden. Das älteste Fundstück stammt aus dem Jahr 1257. Dabei handelt es sich um eine Schenkungsurkunde, die von Friedrich, König von Preußen (Alter Fritz), erlassen wurde. Außergewöhnlich ist auch ein Gesinderegister aus dem Jahr 1597 und ein „Amtsbuch über Juden und Brauereisachen“ von 1664 bis 1669.
Am 19.04.04 bekam das Stadtarchiv zwei Fotoalben zur Halberstädter Flugzeuggeschichte und drei Aquarelle mit Halberstädter Motiven von Herrn Dieter Gutt aus Hameln geschenkt. Sein Vater, Paul R. Gutt war in den Halberstädter Flugzeugwerken beschäftigt. Zuvor begann er eine Lehre im Einzelhandel, die er abbrach und nach England ging. In London begann er sich für den Motorenbau zu begeistern und nahm eine Tätigkeit bei den Bristolwerken auf. Von dort brachte er die Pläne für den Bristoleindecker mit nach Halberstadt, er wurde dann in den Halberstädter Flugzeugwerken gebaut. Die Fotoalben dokumentieren einen Teil dieser Geschichte. In seiner Freizeit malte Gutt Aquarelle, wobei ihm Postkarten mit Halberstädter Motiven als Vorlage dienten. Die dem Archiv übergebenen Zeichnungen stammen aus der Zeit um 1913.
Im Mai und Juni kam es zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten im Stadtarchiv. Bedingt waren diese durch die Vorbereitungen zum Bistumsjubiläum. Frau Bremer war maßgeblich am Aufbau der Ausstellung im Städtischen Museum beteiligt und Frau Bartl gab Unterstützung beim Holen der Exponate und bei der Betreuung der ausländischen Gäste des Jubiläums.
Zum Ende des Jahres forschte Prof. Aliza Cohen-Mushlin wieder im Stadtarchiv Halberstadt und war über  zwei Wochen damit befasst, die Hamersleber Bibeln mit mehr als 1000 Seiten miteinander zu vergleichen. Groß ist ihre Freude über das Ergebnis, dass beide Schriften von jeweils zwei Schreibern verfasst worden sind, die identisch sind.
Prof. Aliza Cohen-Mushlin gehört zum Komitee der 80 Handschriftenkundler der Welt und bestätigt den Halberstädtern, dass ihre Stadt "enorme historische Schätze" bewahrt.