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Schätze der Sonderausstellung im Städtischen Museum vorgestellt - Bucco-Kreuz und Ottoschale

In einer Sondervitrine sind im Raum 6 des Erdgeschosses mit dem Bucco-Kreuz und der Ottoschale zwei besonders wertvolle Exponate zu betrachten. Im Jahre 1936 wurde unter Geröll verborgen im Halberstädter Dom ein kleines Holzkruzifix aufgefunden. Bei näherer Betrachtung erwies sich das nur rund 5 cm lange Kreuz, dessen rechter Arm verloren gegangen ist, als ein sorgfältig gearbeitetes Kleinkunstwerk. Schon damals stellte man fest, dass das Kreuz zu einer Gruppe von Kunstwerken gehört, die im zweiten Drittel des 11. Jh. im Rhein-Maas-Gebiet entstanden sind. Da keine mittelalterlichen Quellen über Herkunft und Gebrauch des kleinen Kruzifixes vorlagen, zog man stilistische Vergleichskriterien heran. So konnten Parallelen zu  dem Schnitzwerk der um 1065 fertig gestellten Holztüren der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol festgestellt werden.
Entstehungszeit und rheinische Herkunft lassen es nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass das Kreuz zur Zeit Bischof Burchard II. (Buko oder auch Bucco) nach Halberstadt gelangt sein könnte, war Bukos Onkel doch der mächtige Erzbischof Anno von Köln. Burchard könnte das Kreuz in einer Metallfassung als Pektorale (Brustkreuz) getragen haben. Besondere Beach-tung verdient auch das aus dem Mittelmeerraum stammende Material des Kreuzes. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass das kleine Kunstwerk aus Zedernholz auch als Kreuzreliquie verehrt wurde. Das Bucco-Kreuz ist eine Leihgabe des Halberstädter Domschatzes.
Die Ottoschale wird in das 12. Jahrhundert datiert und der Magdeburger Werkstatt zugeschrieben. Bei ihr handelt es sich wahrscheinlich um ein zu rituellen Zwecken benutztes Handwaschbecken. Sie ist sorgfältig aus heller Bronze getrieben, der Boden aufgewölbt und ihre Innenflächen sind reich mit gravierten und gestanzten Ornamentbändern verziert. Auf der Wölbung des Bodens befindet sich ein als einseitiger Brakteat geprägtes Medaillon mit der Darstellung eines gekrönten Herrschers, der mit dem Namen OTTO bezeichnet ist.
Die Ottoschale hat nur geringe Gebrauchsspuren, was auf eine sorgsame Behandlung und kaum auf eine profane Verwendung für alltägliche Zwecke schließen lässt. Das Gefäß steht in engstem Zusammenhang mit über-lieferten verwandten Schalen aus Riga und Montelupo. Bronzeschüsseln dieser Form und Größe waren wahrscheinlich in ganz Europa verbreitet. Die Hallesche Ottoschale gehört zu den glanzvollsten erhalte-nen Beispielen. Mittels einer archäometrischen Untersuchung konnte nachge-wiesen werden, dass die Schale für Flüssigkeiten verwendet wurde.
Verschiedene Kunsthistoriker haben die Herrschergestalt am Boden der Schale als Otto den Großen gedeutet. Trotz einiger anderer Deutungsversuche hat sich diese Annahme heute im wesentlichen durchgesetzt.
Die Ottoschale ist eine Leihgabe des Landesmünzkabinettes der Stiftung Moritzburg in Halle.