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Magisterarbeit über Stadtplanung von 1945 bis 1990 in Halberstadt

Sandra Gleisberg, 24 Jahre jung, hat ihr Studium der Kunstgeschichte an der Universität Leipzig so gut wie abgeschlossen. Bis zum 26. April 2004 muss sie jedoch ihre Magisterarbeit vorlegen, um zu beweisen, dass sie auf ihrem Spezialgebiet, Sozialistische Architektur zwischen 1945 und 1990, inzwischen ein echter Profi ist. Auf der Suche nach einem geeigneten Thema empfahl ihr ein Professor, sich mit der städtebaulichen Entwicklung der Altstadt von Halberstadt zu beschäftigen. Gesagt, getan! Wenngleich sie bereits bei ihrem ersten Besuch in Halberstadt einige Recherche getätigt hatte, kam Sandra Gleisberg vergangenen Dienstag erneut am Halberstädter Bahnhof an, um sich einerseits mit Baudezernent Rainer Schöne zu einem Gespräch zu treffen, andererseits um sich mit den Stadtplanungsunterlagen der Bauarchive zu befassen.
Auf die Frage nach ihrem ersten Eindruck von Halberstadt gab Sandra Gleisberg zu, im Voraus ein eher mulmiges Gefühl gehabt zu haben. „Schließlich gehört Halberstadt zu den Städten, die im Zweiten Weltkrieg am schlimmsten zerstört worden waren“, erläuterte sie. Angesichts des desolaten Zustands des Halberstädter Bahnhofs habe sie ihre schlimmsten Befürchtungen schon fast bestätigt gesehen. Dann jedoch war sie, nach eingehender Betrachtung der städtebaulichen Gegebenheiten in Halberstadt, sehr positiv überrascht. „Das Zentrum, Holzmarkt und Fischmarkt, sowie die Altstadt sind wunderbar gelungen. Man kann von Glück reden,“ ergänzt Gleisberg, “dass die sozialistische Bauplanung hier nicht allzuviel Unglück anrichten konnte.“ Schließlich sei damals vor allem das schnelle und billige Bauen oberste Prämisse gewesen. Zudem sprach sie von der Politisierung des Wiederaufbaus zerstörter oder brachliegender Bauflächen in der DDR. Magistralen, die großen und breiten Straßen, welche vornehmlich den Massenumzügen an Tagen wie dem 1. Mai dienlich waren, sind heute in fast jeder Stadt der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik zu finden. So fügt Sandra Gleisberg an: “Da passten die verwinkelten Gassen der Altstadt ja eher nicht in das Konzept der Städteplaner. Deshalb ist die Annahme gar nicht so abwegig, dass weite Teile der Altstadt tatsächlich zum Abriss vorgesehen waren, um auch dort Plattenbauten hinzusetzen und „sozialistisches Wohnen“ anbieten zu können.“
Abschliessend bestätigte Sandra Gleisberg, dass ihrerseits gesteigertes Interesse für Architektur und Stadtbau Halberstadts vorhanden ist. Sie zieht sogar in Betracht, bei genügend vorhandenem Material zu diesem Thema ihre Dissertation in Angriff zu nehmen. Möglicherweise würde sie dann speziell den Aspekt der Wiederbelebung der Halberstädter Unterstadt untersuchen. „Vor allem im touristischen Bereich müsste dazu das Potential voll ausgeschöpft werden“, so Gleisberg.
Ihre Zukunft sieht sie nach dem Abschluss des Studiums im Sommer 2004 in der Kultur- und Medienbranche, aber auch Arbeit im Bereich der Denkmalpflege findet Sandra Gleisberg durchaus reizvoll. Hauptsache Architektur!