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Das Museum Heineanum informiert: Pflege hilfloser junger Mauersegler

Vor einigen Tagen trafen im Museum Heineanum in Halberstadt verschiedene Meldungen von jungen Mauerseglern ein, die hilflos in der Straße auf dem Boden sitzen. Anders als beispielsweise bei aus dem Nest gehüpften noch nicht flüggen Amseln, können diese Segler von ihren Eltern nicht mehr versorgt werden. Sofern sie also nicht von tierlieben Bürgern aufgenommen werden, würden die Jungen verhungern oder von einer Katze gefressen.

Der Grund dafür, dass gerade jetzt so vielen jungen Mauerseglern dieses Schicksal droht, ist folgender: Wegen der hohen Juli-Temperaturen und der extremen Sonneneinstrahlung herrscht in den Nisthöhlen unter der Dachkante zeitweise unerträgliche Hitze. Das können selbst die wärmeliebenden Segler kaum aushalten und drängen an die Einflugöffnung. Dort passiert es dann, dass sie einfach herausfallen oder von einem nachfolgenden Nestgeschwister hinausgedrängt werden. So sind solche hilflosen Vögel in der Regel kerngesund und meistens unverletzt. Wenn sie nun von verständnisvollen und hilfsbereiten Menschen aufgenommen und gefüttert werden, haben diese Unglücksvögel wirklich gute Chancen zu überleben. Es kommt dabei nämlich zu Gute, dass auch unter natürlichen Verhältnissen normal ausgeflogene junge Mauersegler ohne Training flugfähig und sofort selbständig sind, also außerhalb des Nestes nicht mehr von den Altvögeln gefüttert und betreut werden!

Deshalb hier die folgenden Hinweise, was Sie tun können, um diesen Vögeln zu helfen: Einerseits ist die Pflege nicht sehr schwierig, anderseits aber sehr zeitaufwendig und Kosten intensiv, sofern man entsprechendes Futter im Zoohandel kaufen muss. Die Unterbringung kann einfach in einem mit weichem, schnell auswechselbarem Material (z.B. altem Leinen, Zellstoff) ausgepolstertem Karton erfolgen. Wichtig ist geeignetes Insektenfutter, am besten Grillen, Fliegen und andere flugfähige Insekten. Mehlwürmer und frisches Schabefleisch sind nicht geeignet und dürfen bestenfalls kurzzeitig als Ersatz für natürliches Futter gereicht werden. Da Segler nicht wie Sperlingsvögel freiwillig ihren Schnabel aufsperren, muss ihnen das Futter vorsichtig, ohne das Tier dabei zu verletzen oder das Gefieder zu beschmutzen, in den Rachen geschoben werden. Mit dem richtigen Futter, etwas Geschick und Gewöhnung bringt man den Vogel bald dazu, dass er bereits bei leichter Berührung des Schnabels mit dem Finger diesen gierig zu verschlucken sucht.

Bevor die Segler in die Freiheit abfliegen dürfen und können, müssen sie ein gutes Körpergewicht haben (am besten mehr als 45 g) und die Flügelfedern ausgewachsen sein. Das ist der Fall, wenn an ihrer Basis keine Hornscheiden mehr zu sehen sind, die noch die herauswachsenden Federfahnen umhüllen. Die Flügellänge beträgt dann meistens mehr als 165 oder 170 mm. Als "Startplatz" wählen Sie eine freie, übersichtliche Fläche, z.B. Stoppelfeld oder hohes Gebäude in Randlage, warmes trockenes Wetter und möglichst die Sichtweite am Himmel fliegender Segler.

Genauere Einzelheiten und weitere Hinweise zur Pflege hilfloser Mauersegler erhalten Sie schließlich von der Internet-Seite: www.apusapus.net .

Dr. B. Nicolai

FOTO: Junger Mauersegler auf der Hand seiner Pflegerin Victoria Beitlich (Praktikantin im Freiwilligen ökologischen Jahr am Heineanum - Foto: B. Nicolai)


 

  • Junger Mauersegler auf der Hand seiner Pflegerin Victoria Beitlich