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Was sonst nur die Vögel sahen

Archäologische Denkmäler aus der Vogelschau

Was sonst nur die Vögel sahen

Am Mittwoch, 6. Juni 2007, 19.00 Uhr lädt das Städtische Museum Halberstadt zueinem Abendvortrag des Hallenser Luftbildarchäologen Dr. Ralf Schwarz, Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, in den Saal des Rathauses, Holzmarkt 1, ein.

Im Städtischen Museum Halberstadt wird gegenwärtig eine Kabinettausstellung zu ausgewählten archäologischen Luftbildern der Nordharzregion gezeigt. Die aktuelle Ausstellung gibt Anlass zu einem sicherlich interessanten Exkurs in bisher unentdeckte archäologische Denkmäler und Fundplätze wie zum Beispiel Burgen, Erdwerke, Himmelsobservatorien, Gräberfelder, Kultstätten und so weiter in Sachsen-Anhalt beziehungsweise im Harzkreis und deren großräumlichen Besiedlungszusammenhängen in der Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands.

Die Techniken moderner Luftbildprospektion reichen dabei bis in die Methoden des sogenannten Laserscannens der Landschaften, bei der oberirdischer Bewuchs wie zum Beispiel Bewaldung mittels entsprechender Datenerfassung und Bearbeitung weggerechnet wird, sodass alle von menschlicher Hand geschaffenen Strukturen, als auch archäologische Anlagen in idealer Weise ansichtig und zu kartographischen Zwecken weiter verarbeitet werden können.

Die Anfänge der Luftbildarchäologie gehen auf die ersten Ballonfahrer des ausgehenden 18. Jahrhunderts zurück. Damals machte man die Beobachtung, dass unbekannte Details einer Landschaft aus der Höhe erst erkennbar werden. Schon bald entwickelte sich daraus die Erkenntnis, dass archäologische Strukturen noch nach Jahrtausenden im Boden durch Bewuchsanomalien erfassbar sind. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Flugwesens, der Fototechnik in Verbindung mit kartographischen Aufgaben entwickelte sich auch die Luftbildarchäologie.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam die Luftbildarchäologie auf dem Gebiet der DDR fast zum Erliegen.

Eine Ausnahme stellten in dieser Zeit die luftbildarchäologischen Untersuchungen des Städtischen Museums Halberstadt dar. Zu dem Zeitpunkt prospektierte der damalige Museumsdirektor Dr. Adolf Siebrecht in angelehnter Form mit einer Feuerwehrleiter so den mittelneolithischen Fundplatz am Steinkuhlenberg bei Mahndorf oder die archäologischen Fundplätze in der Umgebung des Warmholzberges bei Halberstadt-Wehrstedt.

Nach 1990 erlebte die Luftbildarchäologie einen raschen Aufschwung. So konnten in Sachsen-Anhalt zahlreiche Fundplätze neu erfasst und ausgewertet werden. Ein Beispiel stellt die Rondellanlage zur jungsteinzeitlichen Himmelsbeobachtung in der Gemarkung Quedlinburg in der Nähe der Ortslage von Ditfurt dar. Die aus drei Grabenringen und drei Toren bestehende 7000 Jahre alte Anlage weist mit ihrem Nordwesttor, das auf den benachbarten Heidberg ausgerichtet war, eine Visurlinie auf, in deren Richtung zur Sommersonnenwende die Sonne unterging. Dieses alljährliche Ereignis wurde wahrscheinlich mit entsprechenden kultischen Handlungen begleitet. Weitere Beispiele wären die fast zu den vorgeschichtlichen Monumentalbauwerken gehörenden 6000 Jahre alten Erdwerke von Halberstadt-Wehrstedt und Mahndorf der Baalberger Kultur oder die bekannte Anlage von Goseck.

Alles in allem verspricht der Abendvortrag einen interessanten Einblick in die geistige und kulturelle Vielfalt unserer vorgeschichtlichen Ahnen. Es wird ein Einrittsgeld in Höhe von 3,50 Euro erhoben.

Friedrich Kunkel