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Neujahrsempfang Stadt Halberstadt – Rede Dr. Volker Bürger

Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Namen des Stadtrates begrüße ich Sie sehr herzlich zum Neujahrsempfang der Stadt Halberstadt.

Traditionsgemäß richte sich an solch einem Tag der Blick auf das vergangene Jahr auch um noch einmal die Höhepunkte und das Erreichte Revue passieren zu lassen. Vieles ist und wäre es Wert hier an dieser Stelle erwähnt zu werden. Besonders wenn es erst entstanden und möglich geworden ist durch das Engagement der Halberstädter in der Kernstadt und unserer Bürger in den Ortsteilen. Aber lassen Sie uns einen größeren Bogen schlagen. In diesem Jahr begehen wir den 25 Jahrestag der Wiedervereinigung der beiden Teile unseres Vaterlandes. 25 Jahre nach der Wende, 25 Jahre nach der friedlichen Revolution, können wir Halberstädter und da beziehe ich die Ortsteile mit ein, mit Stolz auf das Erreichte zurückblicken. 25 Jahre sind aber auch ein Zeitraum in dem sich manches von damals verklärt und abflacht. Wie sehr es uns gelungen ist aus Halberstadt wieder eine ansehnliche Stadt zu machen, schon verloren geglaubte Bausubstanz zu retten und damit ein Teil der Geschichte unserer Stadt zu erhalten verdeutlicht die gerade eröffneten Ausstellung in unserem städtischen Museum. Die sehenswerte Ausstellung widmet sich der Wendezeit mit all seinen Fassetten und dem daran anschließenden Aufbau Halberstadts. Den Ruinenflächen und maroden Häusern in unserer Altstadt ist ein Programm des Wiederaufbaus, der Modernisierung und Erhaltung entgegengesetzt worden.
All das ist sehr anschaulich in den Bildern und in den Zeitdokumenten zu sehen und nachzuvollziehen. Allzu oft vergessen wir, wie es vor 25 Jahren hier aussah. Staatliche Zuwendungen, Fördergelder und besonders privates Engagement haben die positive Entwicklung möglich gemacht.
Nicht zu vergessen die städtebaulich wichtigen Bebauungen und Modernisierungen durch die großen Wohnungsgesellschaften in unserer Stadt.
Diese äußerlichen Zeichen der Veränderung sind begleitet worden in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten von einem gewachsenen bürgerschaftlichen Engagement in allen Teilen unserer Gesellschaft.
Genannt sei nur die Arbeit der Fördervereine in den Museen, Kultureinrichtungen oder den Schulen. Hier haben Menschen mit großen und kleinen finanziellen Zuwendungen aber vor allen Dingen mit Ideenreichtum und persönlichem Einsatz das von ihnen gewählte Umfeld gestaltet und vielfach zu dessen Erhalt beigetragen. Wenn sich über viele Jahre hinweg ein Domverein für die Restaurierung und den Erhalt zahlreicher Epitaphien und die Wiedererrichtung des Domdachreiters einsetzt, wenn im Ortsteil Ströbeck die Bemühungen darum laufen die Schachtradition als immaterielles Welterbe zu etablieren oder Halberstädter durch symbolische Platzbesetzungen ein Zeichen gegen Vandalismus und Vermülllung in der Stadt zu setzen, so zeigen diese wenigen Beispiele aus der letzten Zeit die Breite der Interessen in unserer Stadt und den Ortsteilen.
Ein freiwillig gewähltes Engagement, das in diesem Maße, unabhängig von staatlichen Vorgaben und Einflussnahme, erst durch die friedliche Revolution möglich wurde und bis dahin kaum gekannte Kräfte freisetzte.
Auch das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.
Was für uns heute selbstverständlich ist, was eine ganze Generation nie anders kennen gelernt hat, nämlich die Generation, die nach 1989 geboren wurde, nahm vor 25 Jahren an der Martinikirche mit den Gebeten für unser Land und den daran anschließenden friedlichen Demonstrationen seinen Anfang. Mit dem Denkort Martini haben die Initiatoren einen bleibenden Ort des Erinnerns auch für zukünftige Generationen geschaffen. Halberstädter haben hier etwas erreicht worüber Leipzig und Berlin noch diskutieren und dafür gilt meine große Anerkennung den Initiatoren und allen Spendern, die dazu beigetragen haben.

Meine Damen und Herren,
Halberstadt lebt nicht isoliert, wie fast überall in Deutschland trifft uns der demographische Wandel, begrenzen finanzielle Rahmenbedingungen unseren Handlungsspielraum und unsere Wünsche. Umsomehr müssen wir lernen mit dem Vorhandenen auszukommen. Aber das allein reicht nicht. Wir müssen versuchen noch mehr als bisher aus dem uns zur Verfügung stehenden zu machen.
Halberstadt braucht eine starke mit guten Rahmenbedingungen versehene Wirtschaftsstruktur und für alle Altersgruppen ein reiches kulturelles und soziales Angebot. Ein sehr gelungenes Beispiel hierfür ist das Spiele Magazin. Marode bauliche Substanz äußerlich mit Geschick restauriert, den Stadteingang aufgewertet und für junge Familien und unsere jüngsten Halberstädter ein interessantes Angebot für die Freizeit geschaffen. Was kann man mehr mit einem Projekt erreichen.
Ein Beispiel für die Stärkung eines lebenswerten Umfeldes in unserer Stadt.
Wir leben in einem reichen Land. Trotzdem gibt es auch in unserer Stadt Beispiele schwieriger sozialer Verhältnisse. Umso wichtiger ist es für unsere Gesellschaft, das sich wie im vergangenen Jahr zahlreiche Halberstädter sozial engagieren. Sei es in der Unterstützung der Wärmestube oder im rauen Haus oder weniger sichtbar aber als ein Zeichen der christlichen und humanitären Verantwortung, der wir auch verpflichtet sind, in einer gelebten Willkommenskultur, in dem man Kriegsflüchtlinge und Asylsuchende in Halberstadt empfängt und ihnen die ersten Schritte in einer ungewohnten Umgebung erleichtert, wie es engagierte Halberstädter tun.
Vor 25 Jahren sind wir auf die Straße gegangen für Meinungsfreiheit, Reisefreiheit aber auch für Weltoffenheit, Toleranz und Respekt dem anders Denkenden gegenüber. Ideale und Ziele für die wir auch heute noch stehen.
Dabei ist es egal ob es sich um Menschen handelt, die nur kurz hier in unserer Stadt verweilen, in dem sie für eine begrenzte Zeit in der Asylanlaufstelle Unterkunft erhalten oder ob es sich um Menschen handelt, die ihren Lebensmittelpunkt aus ihrem oft fernen Heimatland nach Halberstadt verlegen, hier arbeiten, eine Familie gründen und sich aktiv an der Entwicklung unserer Stadt beteiligen. Hier gilt es den Gedanken von Toleranz, Respekt und Weltoffenheit weiter zu leben und zu schützen.

Meine Damen und Herren,
ich wünsche mir, dass wir diesen vielfach erfolgreichen Weg der letzten 25 Jahre gemeinsam fortsetzen. Wohlwissend das es uns noch nicht gelungen ist alle Probleme zu lösen und wir für manche noch nicht einmal einen Lösungsansatz haben.
Aber der Blick zurück zeigt auch wie viel schon erreicht wurde und das sollte uns ermutigen sich auch in Zukunft den Herausforderungen zum Wohl unserer Stadt und ihrer Bewohner zu stellen.
Dabei bin ich optimistisch, dass sich die Halberstädter und die Einwohner in unseren Ortsteilen weiterhin mit Ideen und Tatkraft dabei einbringen werden.

In diesem Sinne auf ein gutes und erfolgreiches Jahr 2015


  • Stadt Halberstadt