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„Mein Herz schlägt für Halberstadt“ - Bemühungen zum Wiederaufbau der Martiniorgel


Die große Renaissance- Orgel in der Martinikirchesoll wiederbelebt werden. Zu den Projektunterstützern gehört Bernd Bielau.


Von Sabine Scholz
Das imposante Orgelprospekt steht noch. Zwei Scheinwerfer strahlen die großen Metallpfeifen, das teilweise vergoldete Schnitzwerk an. „Im Oktober wirkte das noch sehr viel eindrucksvoller, weil es dunkler war“, sagt Bernd Bielau. Der Blick auf die Orgel in der Martinikirche Halberstadts habe seine Frau Helga und ihn sofort gefangen genommen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“ sagt der 72-Jährige.
Eine Liebe, die sich nicht nur in der noch am selben Tage erfolgten Mitgliedschaft im Förderverein OGR (siehe unten) manifestiert, sondern auch in einer nennenswerten Spende an den Verein. Das Paar verzichtete auf den Kauf eines neuen Autos und spendete die Summe lieber.
Der in Sachsen-Anhalt aufgewachsene und heute in Coburg lebende Bielau widmet sich seit dem Ende seiner beruflichen Laufbahn als promovierter Krankenhaushygieniker der Erhaltung der „ungewöhnlich vielfältigen und wertvollen Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt“, wie er sagt. Bayern sei reich genug. Auch wenn Coburg eine weltbekannte Kulturstadt sei, schlage sein Herz für den Wörlitzer Park und für Halberstadt. Zumal er Kindheitserinnerungen mit Halberstadt verbindet.

„Mein Vater stammt von hier“, berichtet Bielau, den es aufgrund seines Berufes immer wieder in neue Regionen Deutschlands verschlug. „In meinem Bekanntenkreis werbe ich für den Förderverein OGR. Ich stelle immer wieder fest, dass Halberstadt viel zu wenig bekannt ist. Die Schönheiten der Stadt und des Umlandes sollten über alle Kanäle bekannter gemacht werden.
Da müssen die Halberstädter viel mehr als Multiplikatoren wirken“, sagt der inzwischen verwitwete Bielau. Das Ziel des Vereins sei ein sehr ehrgeiziges,  urteilt der passionierte Klavierspieler, aber ein sehr spannendes.
Eine Einschätzung, die Ulrich Schäffner nur unterstützen kann. Als Vorsitzender des Fördervereins für die Wiedererrichtung der David-Beck- Orgel begleitet er das Projekt nun schon seit vielen Jahren. „Selbst in reichen Städten wie Hamburg brauchen solche Vorhaben mindestens 20 Jahre“, sagt der Pfarrer im Ruhestand. Und fügt an: „Das ist heute ein großer Tag für uns.“ Denn alles,was der Verein bislang an Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit rund um die 1596 eingeweihte Orgel geleistet habe, sei komplett aus Spendenund Mitgliedsbeiträgen finanziert.
„Langsam gelangen wir an einen Punkt, wo wir ohne staatliche Unterstützung oder die großer Stiftungen nicht weiterkommen.“ So soll in den kommenden Monaten genauer erforscht werden, wie groß die Mensuren der einzelnen Pfeifen waren.
Aus den Maßen der Löcher für die Luftzufuhr lasse sich Tonart und Größe der Pfeifen ermitteln, was wiederum Aufschluss über die Größe des Instrumentes gibt. „Wir haben vor, die Orgelempore zu verändern“, sagt Schäffner.

Wie früher soll das Instrument dichter an der Westwand stehen, dafür würden die riesigen Basspfeifen weiter nach vorne rücken. Auch das Rückpositiv, das lange Jahre als Orgel in der Harslebener Kirche genutzt wurde, soll wieder auf der Empore in Halberstadts Martinikirche Platz finden. „Das ist alles bereits zwischen den Kirchengemeinden geklärt, jetzt müssen nur noch die Verträge dazu unterschrieben werden“, erklärt Ulrich Schäffner, als er mit Bernd Bielau vor der leeren
Orgelhülle steht.

Förderverin OGR

 

Der Förderverein „Organum Gruningense Redivivum“ wurde am 19. April 2007 gegründet. Vorsitzender ist Ulrich Schäffner, Ehrenmitglied des Vorstandes ist Jean-Charles Ablitzer, Organist an derKathedrale Saint-Christophe in Belfort/Frankreich.
Der Verein hat sich die originalgetreue Wiedererrichtung der 1595 von David Beck für Herzog Heinrich Julius gebauten Orgel auf die Fahnen geschrieben. An dieser Orgel spielte auch Michael Praetorius, der der Hoforganist des Halberstädter Bischofs Heinrich Julius war.

 

  • Ulrich Schäffner (links) erläutert Bernd Bielau einige Besonderheiten der David-Beck-Orgel in der Martinikirche Halberstadts. So sind feine Pergamentstreifen als Schutz zwischen
Schnitzwerk und Metall der Basspfeifen gelegt worden. „Es wäre schön, d