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Gemeinsame Unesco-Bewerbung von Fürth und Halberstadt findet Zuspruch in der Fachwelt

Am 16. Februar 2012 beschloss der Stadtrat, gemeinsam mit der Stadt Fürth in Bayern einen Antrag auf Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste zu stellen. Das Thema lautet: Das jüdische Stiftungswesen in Deutschland als Beitrag zur Entwicklung des modernen Sozialstaates und dessen Ablesbarkeit im städtischen Raum.


In einer Arbeitstagung mit Wissenschaftlern und UNESCO-Experten wurde jetzt in Fürth die Tragfähigkeit des Themas für einen Welterbeantrag diskutiert.

Von Halberstädter Seite nahmen dazu die Direktorin der Moses-Mendelssohn-Akademie, Jutta Dick, Herr Prof. Dr. Julius Schoeps, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Moses Mendelssohn Akademie, und der Fachbereichsleiter in der Stadtverwaltung, Dr. Michael Haase, teil.

Im Kern geht es um soziale Netzwerke für Juden im 17., 18. und 19. Jahrhundert, die als Stiftungen organisiert waren und zunächst nur für die jüdische Bevölkerung zur Verfügung standen. Beispiele sind Hospitäler, Schulen und Waisenhäuser. Später öffneten sich diese Einrichtungen auch anderen Bevölkerungsgruppen. Am Ende war es dann der sich entwickelnde Sozialstaat selbst, der diese Ideen der sozialen Fürsorge übernahm.

„Am Ende der Tagung in Fürth stand übereinstimmend fest, dass das Thema für einen Welterbeantrag gut geeignet ist, dass Fürth und Halberstadt unterschiedliche und sich ergänzende Beiträge beisteuern können und dass die baulichen Zeugnisse jüdischer Stiftungen in beiden Städten gut und beispielhaft präsent sind,“ so Dr. Michael Haase. In Halberstadt steht an herausragender Stelle beispielsweise die Klaus-Synagoge.

Mit Wissenschaftlern aus Polen, Lettland und Ungarn wurde diskutiert, ob weitere Städte aus den genannten Ländern das deutsche Zweierbündnis erweitern sollten. Bis zum Sommer wird nun an der Bewerbung weiter gefeilt. Die Hauptarbeit liegt hier bei Prof. Dr. Michael Schmidt, Welterbeexperte an der Universität Cottbus.

Die Bewerbung wird dann dem Land Sachsen-Anhalt übergeben. Dieses prüft, ob sie an die Konferenz der Länder weitergereicht werden kann. Diese Kultusministerkonferenz trifft die deutschlandweite Themenauswahl, die dann Grundlage für eine Antragsstellung bei der UNESCO in Paris ist.

Der Antragsweg ist also noch lang und mit vielen Hürden versehen. Die Antrag stellenden Städte Fürth und Halberstadt sind jedenfalls optimistisch, mit dem Thema der Geschichte der jüdischen Minderheit im deutschen Raum an den Beispielen Halberstadt und Fürth überzeugen zu können.


  • Die Klaus-Synagoge in Halberstadt war eine um 1700 von Berend Lehmann gegründete Stiftung, die bis 1938 existierte.  (Foto: Ulrich Schrader)