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HomeOberbürgermeister Daniel Szarata hat mit dem stellv. Ortsbürgermeister Maik Ledderbohm die Betriebsführung für den Schachturm Ströbeck durch die Stadt Halberstadt an den „Förderverein zur Wahrung und Pflege der Schachtradition im Schachdorf Ströbeck“ übergeben. Frau Renate Martens nahm den symbolischen Schlüssel für den Verein entgegen. Anwesend waren Vertreter des Vereins, des Ortschaftsrates, der beteiligten Handwerksbetriebe, des Architekturbüros Gerd Srocke und Christin Sonnek vom Landkreis Harz, Bereich Denkmalschutz sowie die Europaabgeordnete Karolin Braunsberger-Reinhold.
Zitat Oberbürgermeister Daniel Szarata: „Der Schachturm in Ströbeck ist ein Schmuckstück für unser Schachdorf Ströbeck. Er ist Sinnbild für das, was Gemeinschaft kann. Und er ist ein positiver Ausblick in die Zukunft. Mit der Übergabe des Betriebsführungsvertrages übertragen wir die Verantwortung für die inhaltliche Ausgestaltung des Turmes. Beim Förderverein und seinen engagierten Mitgliedern wissen wir diese Verantwortung in den besten Händen.“
Die Sanierung des Schachturms erfolgte über zwei Förderprogramme:
1)
Im Jahr 2022 wurden mit Hilfe des Deutschen Verbandes für Archäologie im Rahmen eines Soforthilfeprogramms für Heimatmusseen folgende Maßnahmen durchgeführt: Das Natursteinmauerwerk im ERDGESCHOSS wurde von komplett verfugt und ausgebrochene Stellen wurden mit Bruchsteinmauerwerk fachmännisch geschlossen (Firma Zimmer, Halberstadt). Die alte Laterne über dem Eingang mit Schachbrett aus Metall wurde aufgearbeitet und wiederinstandgesetzt. (Die Lampe hatte einst Metallbauer Wilhelm Michaelis aus Ströbeck hergestellt, seine Nachfolger in vierter und fünfter Generation haben sie nun gemeinsam neu aufgearbeitet.) Die Stiege vom Erdgeschoss zum ersten Zwischenpodest wurde durch einen mobilen Treppenstieg ersetzt. Wird der Stieg an die Seite gestellt, bietet sich mehr Raum für die Schachspieler, die im Erdgeschoss am alten Schachtisch aus Naturstein ihrer Passion nachgehen können. Die vorhandene, nicht mehr betriebssichere Elektroinstallation wurde erneuert (Firma Lidke, Danstedt). Metallgeländer, Stiegen und Holzoberflächen wurden malermäßig überarbeitet (Firma Ficker, Ströbeck). Die alte Tür wurde überarbeitet, der Anschlag geändert und Blendrahmen und Oberlicht eingebaut. Für die Öffnungen im Dachgeschoss wurden Luken aus Holz hergestellt (Firma Perkampus, Halberstadt). Für die Gesamtfinanzierung von 25.000 Euro gab es Fördermittel in Höhe von 18.750 Euro, der Eigenanteil, der vom Förderverein erbracht wurde, belief sich auf 6.250 Euro.
2)
Im Jahr 2023 wurde mit Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) die Außenfassade saniert. Alle Fugen der Fassade wurden freigelegt, geschädigte Mauerwerksbereiche wurden abgebrochen und neu aufgemauert und es erfolgte eine steinbündige Verfugung (Firma Schuster, Magdeburg). Eine Herausforderung war auf Grund der gegebenen engen Bebauung die Gerüststellung (Firma Böttcher, Halberstadt). Es mussten zwei Nachbardächer überbaut werden. Die hintere Fassade war nur über das Nachbargrundstück zu erreichen, hier danken wir dem Nachbarn Herrn Plonus für die Kooperation und Geduld. Geplant und begleitet hat die Sanierung Architekturbüro Gerd Srocke. Mit Rat zur Seite standen die Untere Denkmalschutzbehörde sowie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 54.500 Euro. Hier wird mit Fördermitteln in Höhe 48.000 Euro gerechnet. Der Eigenanteil von 6.500 Euro wird vom Förderverein erbracht.
Informationen:
„Einen großen kulturellen Schwerpunkt in der über 1000-jährigen Geschichte des Dorfes stellt die Schachtradition dar, die auf ein Ereignis aus dem Jahr 1011 zurückgeführt wird. Der Legende zufolge wurde Wendenfürst Guncelin vom Halberstädter Bischof in einen Turm in Ströbeck festgehalten, bis gewisse Schulden beglichen waren. In diesem Turm wurde der Fürst von einheimischen Bauern bewacht. Aus Langeweile schnitzte sich der Fürst Figuren und brachte den Bauern ein Brettspiel bei. Da es sich bei diesem Spiel um Schach handelte, erhielt der Turm die Bezeichnung “Schachturm”. Er ist ein Wahrzeichen des Dorfes und von zentraler Bedeutung für die Schachtradition.“
Die Erhaltung des Turms ist ein Signal an die UNESCO-Kommission, dass Vereine und Verwaltung aktiv an der Erhaltung der Tradition arbeiten. Bis zur Öffnung des Schachmuseums erfüllt der Schachturm eine wichtige Funktion als reales Bauwerk der Schachkultur des Dorfes. Die Ausstellung zur Vereinsgeschichte und Vereinsarbeit machen den Turm erlebbar. Sicher dürfte der Schachtisch, mit der Möglichkeit, hier eine Schachpartie spielen und sich fotografieren lassen zu können, viele Schachspieler aus nah und fern anlocken.
Die Schachtradition in Ströbeck ist im Bundesweiten Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe“ eingetragen.
Foto: Stadt Halberstadt / Holger Wegener
© Stadt Halberstadt, 04.09.2023