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Ein Platz für Hans Auenmüller – „Das Theater war sein Leben“

Der bisher namenlose wunderschöne Theatervorplatz am Haupteingang des Nordharzer Städtebundtheaters heißt seit 1. November 2011 „Hans-Auenmüller-Platz“.


Hans Auenmüller, ehemaliger Musikdirektor des Halberstädter Theaters, hätte am gestrigen Reformationstag seinen 85. Geburtstag gefeiert. Dieses Datum gab den Anlass dazu, sein Wirken in Halberstadt mit einer feierlichen Platzbenennung zu ehren. Dies geschah im Beisein vieler Halberstädter Bürger, Theaterfreunde, Theaterschaffende, Freunde des zu Ehrenden, und es geschah gemeinsam mit seinen Kindern Gabriele und Michael Auenmüller sowie deren Kinder, die gemeinsam aus Dresden angereist waren. „Wie oft mag Hans Auenmüller wohl diesen Platz beschritten haben, wie oft diesen Weg gegangen sein, mit wie vielen Gedanken, Ideen und Partituren im Kopf für sein Theater, das damals noch Volkstheater hieß?“

Mit dieser Fragestellung des Oberbürgermeisters Andreas Henke wird die Person Hans Auenmüller - besonders in diesem Moment der Feierstunde - erlebbar und nah, auch für die Menschen, die ihn nicht kannten. Hans Auenmüller ist unvergessen in Halberstadt. Nicht nur durch seine knapp vier Jahrzehnte umspannende Tätigkeit am Halberstadter Theater – er kam 1952 als Chordirektor an das hiesige Haus und wurde 1954 zum Musikdirektor und musikalischen Leiter ernannt, was er beides bis zu seinem Tod 1991 blieb. Sondern auch als Komponist von Opern, Kinderopern, Instrumentalwerken und Liedern mit überregionaler Bedeutung. Und natürlich wegen seines unermüdlichen sozialen Engagements als Christ, in und für die Stadt, die ganze Region, wie auch für „Brot für die Welt“. Der ein oder andere Halberstädter schwärmt noch heute von der begeistert gefeierten, legendären Meistersinger-Aufführung vor der grandiosen Kulisse des Halberstädter Domes im Jahre 1958. Wenn das nichts heißen will!


„Das Theater war sein Leben“, bringt Henke es auf den Punkt und ist sich sicher, dass Hans Auenmüller mit Blick auf die Zukunftsdebatte für das Nordharzer Städtebundtheater sagen würde: Macht nicht soviel Theater um mich, kümmert Euch lieber um das Theater in der Stadt. Diesem Ruf will Oberbürgermeister Andreas Henke folgen mit vielen Menschen, denen das Theater in der Stadt und für die Region am Herzen liegt. Er kündigt an, dass er den Stadtrat dazu ermuntern will, Nein zu sagen zu Kürzungen, die den kulturellen Lebensnerv der Stadt berühren. „Es muss auch endlich mal ein bis hierher und nicht weiter geben. Wir können das Aushungern der Kommunen nicht länger widerspruchslos hinnehmen“, mahnt das Stadtoberhaupt an. Mit dem Satz: „Auch das sind wir Hans Auenmüller in dieser Würdigung schuldig“, endet seine Rede. Prof. Dr. Rüdiger Pfeiffer, mit der Familie Auenmüller eng befreundet, sollte die Festansprache halten, konnte jedoch aus Krankheitsgründen nicht anreisen. Aus diesem Grund verlas Intendant Johannes Rieger seine Gedanken und Erinnerungen an Hans Auenmüller. Darin heißt es: „Wir wissen uns eins mit Hans Auenmüllers Credo: Musik, Theater, Literatur, Bildende Kunst, Museumslandschaft und alle weiteren die künstlerische Kreativität fördernden Aktionen, Projekte und Institutionen sind alternativlos unverzichtbar.

In diesem Sinne bleibt die Zuversicht, dass nicht der unbekümmert ahnungslose tumbe Tor des Lohengrin eine Götterdämmerung heraufbeschwört, sondern in Anlehnung an die legendäre Meistersinger-Aufführung vor dem Halberstadt Dom unter der Leitung von Hans Auenmüller ein macht- und klangvolles „Wach auf“ die Theater-Epoche in Halberstadt fortführen wird, korrespondierend mit dem permanenten Klangstrom des international weithin beachteten John-Cage-Orgel-Projekt bis zum Jahr 2639.“

Auch in den Worten von Gabriele und Michael Auenmüller, die der Stadt und dem Theater für die Initiative der Platzbenennung außerordentlich danken, ist das Thema über die Zukunft des Nordharzer Städtebundtheaters präsent. „Für mich - wie früher für meinen Vater - ist Kultur in Form von Theater und Musik, Lebensmittel, ja auch täglich Brot für Geist und Seele. Halberstädter Bürger, lasst uns die Kultureinrichtungen nutzen, dann werden es die Technokraten der Politik schwer haben, dieses Theater mit seinem Ensemble in Frage zu stellen“, fordert Auenmüllers Sohn Michael, selbst als Mitglied des Semperoper-Ensembles dem Theaterschaffen verschrieben.

Darüber hinaus erinnerte er an die „Väterliche Tradition“, Einnahmen aus Kammerkonzerten an die Hungerhilfeorganisation „Brot für die Welt“ weiterzureichen, was engagierte Mitarbeiter des Theaters bei Aufführungen seiner Kompositionen postum bis heute tun. „Zum 85. Geburtstag unseres Vaters kann diese feierliche Ehrung nun vielleicht zum Symbol werden, sich dem Erhalt dieses Theaters mit all seinen Mitarbeitern vorbehaltlos und mit Leidenschaft zu widmen“, wünscht sich Gabriele Auenmüller, auch sie gehört dem Ensemble der Semperoper in Dresden an. Das wäre im Sinne ihres Vaters und würde „seinem Lebenswerk für und mit dem Halberstädter Theater einen neuen Zukunftsweg ebnen helfen.“


  • (von links) Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke enthüllte gemeinsam mit Gabriele und Michael Auenmüller vor mehr als 100 Gästen die Ehrentafel für den Hans Auenmüller am Theatervorplatz.
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Rede von Prof. Dr. Michael Pfeiffer
Rede von Prof. Dr. Michael Pfeiffer
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Rede von Michael Auenmüller
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