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Bündnis ruft zu friedlichem Protest gegen rechten Aufmarsch auf

Halberstadt (geg). Seit 70 Jahren wird in Halberstadt am 8. April an die Opfer des Luftangriffes auf die Domstadt kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges erinnert und um sie getrauert. An der Ruine der Franzosenkirche versammeln sich die friedliebenden Bürger der Stadt auch diesmal und gedenken der mehr als 2000 Frauen, Männer und Kinder, die bei mehreren Bombardierungen getötet wurden.

Sie erinnern aber auch an die Halberstädter Juden, die in die Vernichtungslager geschickt wurden, und an die Häftlinge des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge, die durch Vernichtung durch Arbeit und auf dem Todesmarsch ums Leben kamen.Am Ort der Erinnerung und der Trauer wird aber auch an die Vorgeschichte der alliierten Bombenangriffe auf Halberstadt erinnert: Deutschland entfachte jenen Krieg, der Zerstörung, Leid und Not hinterließ und in dem über 20 Millionen Menschen den Tod fanden.„Wir Nachgeborenen sind nicht verantwortlich für die mörderischen Taten des nationalsozialistischen Deutschlands und den zweiten Weltkrieg, aber wir sind verantwortlich dafür, dass die Erinnerung an die Opfer wach gehalten wird“, sagte Prof. Rainer O. Neugebauer vom Bürgerbündnis für ein gewaltfreies Halberstadt am 8. April 2008, „wir alle sind verantwortlich, dass möglichst viel von der ganzen historischen Wahrheit herausgefunden, festgehalten und an die nächsten Generationen weiter gegeben wird, damit die heutigen geistigen Enkel der deutschen Nationalsozialisten, die mit halben Wahrheiten ihre ganze Lüge tarnen wollen, nicht zum Zuge kommen.“

Diese Sätze haben nichts an Bedeutung eingebüßt. Im Gegenteil, sie gewinnen angesichts der Aktion, zu welcher die im März gegründete „Die Rechte“ Harz aufgerufen hat, an Aussage.

Am 11. April, drei Tage nach der städtischen Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung an der Franzosenkirche, wollen rechte Gruppierungen ab dem Mittag vom Hauptbahnhof aus mit einem „Trauermarsch“ durch die Stadt ziehen. Zu ihrem „ehrenhaften Gedenken“ mobilisieren sie derzeit Gleichgesinnte. Ziel ihres Aufmarsches soll die Ruine der Franzosenkirche in der Antoniusstraße sein.Der von den Neonazis geplanten Aktion wird sich ein breites Bündnis, gebildet unter anderen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), dem Halberstädter Bürgerbündnis, dem Kirchenkreis Halberstadt, der Partei Bündnis 90/Die Grünen und der Grünen Jugend sowie der Linksjugend Sachsen-Anhalt, entgegenstellen. Das Bündnis will diesem rechten Propaganda-Marsch die Stirn bieten und eine Verdrehung der Geschichte nicht zulassen.

Und das insbesondere an einem Wochenende, an dem Überlebende des KZ Langenstein-Zwieberge und Vertreter der 2. Generation in Halberstadt und Langenstein den 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers begehen.

Das Bündnis friedliebender Menschen wird sich am Sonnabend, 11. April von 11.30 bis 12.30 Uhr an der Ruine der Franzosenkirche versammeln, wo unter anderem Oberbürgermeister Andreas Henke als Schirmherr des des BürgerBündnisses, Superintendentin Angelika Zädow und Gewerkschaftssekretär Reiner Straubing das Wort ergreifen werden. Alle Halberstädter sind aufgerufen, an dem friedlichen Protest gegen den „Trauermarsch“ rechter Gruppierungen teilzunehmen.

Im Anschluss daran soll in der Nähe des Gedenkortes eine Mahnwache abgehalten werden.


Um 14.00 Uhr lädt der Kirchenkreis Halberstadt herzlich zum Friedensgebet in den Halberstädter Dom ein. Nach dem großen Domgeläut sind alle willkommen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen und ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus setzen wollen. Die Andacht wird von Superintendentin Angelika Zädow gestaltet und wird rund 30 Minuten dauern.

 

  • Rund 500 Bürgerinnen und Bürger demonstrierten im Oktober 2010 unter dem 
Motto „Halberstadt bewegt sich - Auf die Plätze“ friedlich  gegen einen 
rechten Aufmarsch in Halberstadt. Archivfoto: Gerald Eggert