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HomeFreunde des filmischen Werkes von Alexander Kluge können sich auf eine Wiederbegegnung an mehreren Orten freuen. Im Rahmen des Projekts „Alexander Kluge – Die Macht der Musik“, das in Ulm, Stuttgart und Halberstadt realisiert wird und das eine Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes erhält, sind bis ins nächste Jahr verschiedene Interventionen geplant. In Halberstadt findet der Auftakt am 9. und 10. November 2019 statt.
In Halberstadt hat Alexander Kluge als Schuljunge seine Liebe zur Oper entdeckt. Nicht nur war sein Vater, der ‚Theaterarzt‘ Ernst Kluge, ein begeisterter Operngänger, auch für seinen Sohn wurde die Oper zu einem wichtigen Erfahrungsraum und zur Inspirationsquelle.
Die Halberstädter Stationen sind unter dem Titel „Alexander Kluge – Halberstädter Brennpunkte“ zusammengefasst. Es kooperieren das Nordharzer Städtebundtheater, die Moses Mendelssohn Akademie, das Gleimhaus sowie die Stadt Halberstadt und dctp tv. Die Einführungsveranstaltung in dieses Verbundprojekt fand am 10. November im Gleimhaus statt. Es sprachen Dr. Stefanie Dathe (Museum Ulm, Projektkoordination und Leitung der Ausstellung „Alexander Kluge - Die Macht der Musik“ in Ulm), der Intendant des Nordharzer Städtebundtheaters Johannes Rieger, die Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie Jutta Dick sowie die Gleimhaus-Direktorin Dr. Ute Pott und Dr. Christoph Streckhardt (Kurator der Veranstaltung zum 8. April 2020). Für die musikalische Umrahmung der Auftaktveranstaltung konnte die Sopranistin Bénédicte Hilbert (Nordharzer Städtebundtheater) gewonnen werden.
Während im Halberstädter Theater Wagner-Opern den thematischen Schwerpunkt bilden (jeweils in den Theaterpausen bei Aufführungen der Oper „Der fliegende Holländer“), waren es im Gleimhaus Barock-Opern bzw. Opern der Aufklärung und im Berend Lehmann Museum in der Klaussynagoge jüdische Komponisten und jüdische Spuren in der Oper. Die jeweiligen Stationen umfassten Bildschirmpräsentationen mit filmischen Arbeiten von Alexander Kluge und seinem Team (u.a. „Minutenopern“) und zum Teil auch Kunstobjekte. Die Station im Gleimhaus wurde ergänzt durch einen Kurzfilm in Erinnerung an Kluges verstorbene Schwester Alexandra Kluge und ein Vermittlungsprogramm zur filmischen und literarischen Montagetechnik. Im Laufe des Frühjahrs 2020 werden weitere Stationen ergänzt.
„Cohn, Crohn und Wagner – Tristan und Isolde für die Halberstädter Arbeiterschaft“ – was es damit auf sich hat, wurde am 9. November 2019 um 17.00 Uhr an den Steinen der Erinnerung auf dem Halberstädter Domplatz deutlich. Vor hundert Jahren fanden auf Initiative des Arztes Hans Kehr (1862-1916) Wagner-Festspiele statt. Da für die Aufführung der Musik Wagners große Klangkörper notwendig waren, entstand das Halberstädter Symphonieorchester. Dieses Jubiläum wird 2019 begangen.
Die jüdischen Bürger der Stadt beteiligten sich aktiv der Realisierung des Wagner-Festspiele und setzten eigene Akzente. Die Unternehmerfamilie Hirsch finanzierte das Theatergestühl für die Wagner-Aufführungen. Die Sozialdemokraten Paul Crohn und Willi Cohn machten kostenlose Wagner-Aufführungen für Arbeiter möglich.
Um daran zu erinnern haben SchülerInnen des Gymnasiums Martineums eine Textcollage aus Memoiren und Presseberichten erarbeitet und trugen diese am 9. November vor.
Alexander Kluge hat für die Moses Mendelssohn Akademie im Kontext des Projektes „Die Macht der Musik“ sogenannte „Minutenopern“ zum Thema „Jüdische Komponisten und das Jüdische in der Musik“ produziert. Drei solcher „Minutenopern“ wurden während der Veranstaltung an den Steinen der Erinnerung auf die Wand des Halberstädter Doms projiziert. Gefördert wurde die Veranstaltung durch die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.
Am 9. November 2019 hatte um 19.30 Uhr die neue Inszenierung der Wagner-Oper „Der fliegende Holländer“ am Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt Premiere. Regie führt Birgit Kronshage, die musikalische Leitung hat der Musikdirektor Johannes Rieger inne. Die Ausstattung verantwortet Andrea Kaempf. In der Theaterpause waren Kluges Präsentation zu Wagner-Opern zum ersten Mal zu sehen.
Höhepunkt-Veranstaltung des Projekts „Alexander Kluge – Halberstädter Brennpunkte“ ist am 8. April 2020, dem 75. Jahrestag der Zerstörung Halberstadts im Zweiten Weltkrieg, die Präsentation „Halberstadt kapituliert / Arachne“ (Kurator: Dr. Christoph Streckhardt). Hier wird auch der Ehrenbürger der Stadt Halberstadt Alexander Kluge persönlich zu erleben sein.
Bildunterschrift:
Alexander Kluge. (Foto: Markus Kirchgessner)
Halberstadt/Gleimhaus