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Die restaurierte Hilariuslaterne und ihre Geschichte

Die Hilariuslaterne, mit der Jahreszahl 1568 versehen, gehört zu den ältesten Exponaten, die das Halberstädter Museum besitzt. Über einen längeren Zeitraum fehlte dieses mittelalterlichen Exponat in der Ausstellung des Museum. In den zwei Jahren ihrer Abwesenheit wurde sie durch den Restaurator Ulrich Sieblist aus Questenberg einer gründlichen Restaurierung unterzogen. Das Alter und die Besonderheit der Hilariuslaterne macht aber ihre historische Bedeutung noch nicht aus. Sie ist weit mehr! Sie ist ein bedeutender Bezugspunkt zur Halberstädter Verfassungsgeschichte. 1423 gab es in Halberstadt eine innerstädtische Auseinandersetzung zweier verfeindeter Fraktionen der herrschenden Ratsgeschlechter, die sogenannte Halberstädter Schicht. In ihrem Ergebnis gewann die Fraktion des Matthias von Hadeber die Oberhand und begann Rat und Stadt nach ihren Interessen zu regieren und zu dominieren. Der lange Matz, wie Hadeber seiner außergewöhnlichen Körpergröße wegen auch genannt wurde, galt jedoch außerhalb Halberstadts als Aufrührer und wurde weder von Bischof noch von irgend einer anderen Stadt als rechtmäßig anerkannt. Ganz im Gegenteil! Dem Bischof gelang es 1425 mit Hilfe einer Reihe benachbarter Städte ein Heer zusammenzustellen und die ,,aufrührerische“ Stadt einzunehmen. Der lange Matz flüchtete zunächst in abenteuerlicher Verkleidung aus der Stadt. Er wurde jedoch ergriffen, an den Bischof ausgeliefert und kurz darauf hingerichtet. Die Niederlage der Schicht nahmen Bischof und die verbündeten Städte zum Anlass der Stadt eine neue Verfassung aufzuzwingen, die bis zur Auflösung des Bistums im Jahre 1648 Gültigkeit hatte. Darin wurde unter anderem festgelegt, dass die Wahl des engeren Rates, eine der wenigen Aufgaben bei der die Innungsmeister und Bauermeister mitwirken durften, alljährlich am 13. Januar, dem Hilariustage, stattfinden sollte. Die winterliche Jahreszeit bedingte natürlich auch im Mittelalter frühe Dunkelheit, eine Straßenbeleuchtung existierte nicht, in der Stadt herrschte Finsternis. Nur der milde Kerzenschein aus den Häusern gab ein klein wenig Licht. Doch mussten die Ratsherren nach ihrer Wahl noch am Abend durch einen Boten in ihren Wohnhäusern abgeholt und zum Rathaus geleitet werden. Eine große Laterne, Hilariuslaterne genannt, erleuchtete Ihnen den Weg. Unsere Hilariuslaterne ist zwar mit Sicherheit nicht die Erste, wie ihre Jahreszahl 1568 ausweist, dürfte aber dafür bis zur Abschaffung der Hilariusverfassung durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in Gebrauch gewesen sein. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurde deutlich, dass der äußere schwarze Farbanstrich der Laterne nicht der ursprüngliche Anstrich der Laterne war. Darunter kamen zunächst weiße und rote Farbreste zum Vorschein, die die Vermutung nahe legten, die Laterne sei ursprünglich in den Stadtfarben weiß und rot eingefärbt gewesen. Leider hat sich diese Vermutung nicht bestätigt, weil auch auf gleicher Ebene grüne Einfärbungen frei gelegt wurden. Unter dieser grün- weiß- roten sehr dilettantisch aufgetragenen Schicht kam schließlich noch eine weitere, durchgehend grüne Farbschicht, zum Vorschein. Aber auch dies war noch nicht die letzte Überraschung. Beim weiteren Freilegen stellte es sich heraus, dass auf allen Metallteilen Reste einer Blattvergoldung lagen. Der Restaurator erhielt den Auftrag, die Laterne in ihren ursprünglichen farblichen Zustand zurückzuversetzen, das heißt, mit einer Blattgoldschicht zu belegen. Die Hornplatten, die den Lichtschein warm erscheinen lassen, wurden gereinigt, geglättet und gefestigt. Nicht mehr vorhandene Teile ergänzte der Restaurator nicht vollständig, denn, wer weiß, welche Möglichkeiten zukünftigen Generationen für eine gute Restaurierung zur Verfügung stehen. Die restaurierte Hilariuslaterne hat, bis zur weiteren Vervollständigung der Ausstellungen zur mittelalterlichen Stadt- und Bistumsgeschichte im Erdgeschoss, ihren vorläufigen Platz im Treppenhaus über dem Modell des Ratskellers gefunden. Der Dank des Museums gilt dem Restaurator Ulrich Sieblist für die geleistete gute Arbeit. Für die großzügige finanzielle Unterstützung danken wir insbesondere dem Geschichtsverein für Halberstadt und das nördliche Harzvorland e. V., ebenso der Stadt- und Kreissparkasse Halberstadt.