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Turmspitzen der Martinikirche jetzt ohne Kugeln und Wetterfahne

1,50 Meter hoch, 1,35 Meter im Durchmesser und 1,00 Meter hoch, 80 Zentimeter im Durchmesser das sind die Maße der beiden Zierkugeln, die noch bis in die frühen Nachmittagstunden des heutigen Tages (14. Oktober 2010) das ungleiche Turmpaar der Halberstädter Martinikirche schmückten. Jetzt stehen sie in der Werkstatt des Kupferschmiedemeisters Friedrich Kretschmer. Er und sein Sohn Matthias werden in den kommenden drei Wochen die beiden Turmkugeln neu vergolden.
Sie sind im Zuge der derzeit laufenden Sanierung der Martinitürme abgenommen worden, weil man festgestellt hatte, dass deren Halterungen reparaturbedürftig sind.
Dank der Hilfe eines Autokrans, dessen Ausleger auf mehr als 100 Meter ausgefahren werden kann, wurden die Kugeln aus schwindelnder Höhe von 95 und 72 Metern abgenommen. Darüber hinaus war es erforderlich die 150 Kilogramm schwere, teilweise vergoldete Wetterfahne, die sich über einer der beiden Kugeln befand herunter zu befördern. Die Wetterfahne zeigt den heiligen Martin, der für einen Bettler seinen Mantel teilt. Sie musste bereits 1995 schon einmal abgebaut und repariert werden, da ein Teil auf Grund des schlechten Zustandes herabgestürzt war.
Ganz stolz berichtet der Halberstädter Kupferschmiedemeister Kretschmer, dass er mit seinem Vater im Jahr 1958 - er war damals im ersten Lehrjahr - die große Kugel gefertigt und auf den hohen Südturm der Martinikirche gebracht habe. 1960 fertigte die Firma die zweite Zierkugel für den kleineren Turm. Beide Kugeln spendete die Kupferschmiede Kretschmer dem damaligen Rat der Stadt. "In der Dokumentenhülse der großen Kugel befinden sich Lebensmittelmarken, eine Tageszeitung, Geld, eine Aufbaunadel in Gold und eine in Bronze, ein Manifest und eine Stadtchronik", erinnert er sich noch ganz genau. Für Kretschmer Senior ist dies seine letzte Arbeit, dann übernimmt der Sohn, Matthias Kretschmer, die Werkstatt. Er ist Klempnermeister von Beruf. Friedrich Kretschmer legt größten Wert darauf, zu erwähnen, "dass die Halberstädter Firma Leo Hängerverkauf die gesamten Transportarbeiten gesponsert hat".
Insgesamt läuft die Sanierung der Martinitürme planmäßig, so dass davon ausgegangen werden kann, die Dachdeckerarbeiten am Südturm in drei Wochen abzuschließen und dann die frisch vergoldeten Zierkugeln wieder auf die Turmspitzen zu setzen.
Im Anschluss an die Dachsanierung beginnen die Reparaturarbeiten am Mauerwerk. Wenn nichts dazwischen kommt, können die Sanierungsarbeiten an den Martinitürmen im Sommer 2011 abgeschlossen werden.
Insgesamt fließen 840.000 Euro aus dem Fördertopf "Städtebaulicher Denkmalschutz in diese Sanierungsmaßnahme, deren Bauleitung in den Händen von Dr. Volker Lind, Institut für Sanierung GmbH, liegt. Er hatte bereits die Bauleitung für die Wiedererrichtung des Dachreiters auf dem Halberstädter Dom.