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Museumstag, Landleben und Schriftkunst im Gleimhaus

Einen Leerraum als Freiraum nutzend, hat der Halberstädter Dichter, Sammler und Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim im 18. Jahrhundert vor dem Gröpertor einen Garten als privates Refugium angelegt. Gleim verfolgte die moderne Strömung des englischen empfindsamen Landschaftsgartens mit Aufmerksamkeit. Die Anlage der Spiegelsberge seines Freundes Ernst Ludwig von Spiegel hat er aus nächster Nähe miterlebt. Sein eigener Garten war viel bescheidener in den Ausmaßen, auch ist mit Ausnahme seines Grabmals und des Namens "Poetengang" nichts mehr vorhanden, was die Örtlichkeit bezeichnet. Erhalten sind jedoch zahlreiche Dichtungen, in denen der alte Topos vom Kontrast zwischen Stadt und Land, zwischen einfachem, friedvollem Dasein in der Hütte und eitlem Treiben im Palast wirksam ist. Sie vermitteln Eindrücke von Gleims Garten als Idealwelt der Musen und der Freundschaft.

In Korrespondenz zum Thema der IBA-Ausstellung "Entdecke die L ere!" berichten Dr. Ute Pott und Dr. Reimar Lacher vom Gleimhaus im Rahmen des Neuen Familienkundlichen Abends am Mittwoch, dem 12. Mai, um 19.30 Uhr in der Städtischen Badeanstalt von Gleims Garten und lesen aus dem Lob des Landlebens, dem Hüttchen und anderen Werken Gleims. Der Eintritt ist frei.

Am Sonntag, dem 16. Mai, begehen die Museen unter dem Motto "Museums for Social Harmony - Museen für ein gesellschaftliches Miteinander" den Internationalen Museumstag. Das Gleimhaus gewährt an diesem Tag freien Eintritt. Der Museumstag ist hier bereits traditionell Familiensonntag. So sind Kinder an diesem Tag von 13.00 bis 16.00 Uhr zu einer Reise in die Vergangenheit eingeladen. Sie können historische Spiele ausprobieren und sich in Rokoko-Kostümen in der Art eines Porträtgemäldes fotografieren lassen. Um 13.00, 14.00 und um 15.00 Uhr wird der Nathan-Pfad erläutert, den das Gleimhaus gemeinsam mit der Moses Mendelssohn Akademie und dem Nordharzer Städtebundtheater als Begleitprogramm zu der Inszenierung von Lessings "Nathan der Weise" durchführt.

Der Museumstag ist auch eine Gelegenheit, sich nach dem Motto "Bring ein Buch, nimm ein Buch" am Büchertausch zu beteiligen. Auf dem Bücherwagen im Foyer des Gleimhauses ist ein ständiger Wechsel verschiedener Art von Tauschbüchern.

Noch bis zum 20. Juni ist im Gleimhaus die Sonderausstellung "Buch-Schöpfungen. Druckgeschichte im 18. Jahrhundert - Göschen, Bodoni, Baskerville" zu sehen. Sie widmet sich den bedeutendsten Typografen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts und der Entstehung und Verwendung von Antiqua-Schriften beim Druck von Belletristik. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der ästhetisch anspruchsvollen Buchproduktion des Leipziger Verlegers Georg Joachim Göschen (1752-1828). Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Inhaber und Betreiber der Aldus-Presse in Reicheneck, Herrn Arno Piechorowski, der auch zahlreiche Leihgaben zur Verfügung stellte.