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Stadtchronik jetzt im Netz

Das Städtische Museum und das Historische Archiv erarbeiten seit Jahrzehnten Datensammlungen zur Halberstädter Stadtgeschichte. Die Chroniken sind Nachschlagewerke und Informationsquellen. Sie werden, als verfügbare Datensammlungen, die spätere Sicht auf die Stadtentwicklung mitbestimmen. Erstmals sind jetzt die letzten 10 Jahre der Stadtchronik über den Internetauftritt der Stadt zu erreichen.

Wann war was, diese Frage stellt sich auch im privaten Leben oft. Nicht aufgeschrieben, fällt die Einordnung schwer und nicht selten gibt es ganz unterschiedliche Erinnerungen an zurückliegende Ereignisse.

Chroniken können da helfen. Definiert als " Aufzeichnungen geschichtlicher Ereignisse nach ihrer Zeitfolge", möglichst zeitnah verfasst, bieten sie verlässliche Orientierung beim Blick zurück.

Was für Familien-, Geschäfts- oder Schulchroniken gilt, trifft erst recht für die Dokumentation der mehr oder weniger großen Geschichte zu.

Nicht nur Archive und Museen sind den alten Chronisten dankbar für ihre Aufzeichnungen, oft die einzigen zusammenhängenden Berichte aus früherer Zeit.

Als Beispiel sei hier Thietmar von Merseburg genannt, dort seit 1009 Bischof. Er beschrieb die Geschichte Merseburgs, Sachsens, der slawischen Stämme zwischen Elbe und Oder und die ruhmreiche Herrschaft Heinrich II. Er erreicht "Bestnoten" in der Beurteilung seiner Sachkenntnis und zuverlässigen Dokumentation.

Die Stadt Aschersleben gibt ihre Ersterwähnung mit dem Jahr 753 an, zu finden im Codex Eberhardi. Der Mönch Eberhard fertigte diese Zusammenstellung für das Reichskloster Fulda zwischen 1050 und 1060 an, um alte Rechtstitel durchzusetzen und verlorengegangenes Eigentum zurück zu erlangen. Dabei bestimmte das Ziel gelegentlich den Inhalt. Trotz tüchtiger Verfälschungen ist der Codex Quelle für die Datierung der Anfänge von Siedlungen und Orten bis hinein in die Frankenzeit. So sind Informationen aus alten Chroniken und artverwandten Werken unter Berücksichtigung ihrer Zweckbestimmung kritisch zu betrachten. Oftmals wurden solche Werke, wie die des Mönchs Eberhard, erst Jahrhunderte nach der Zeit erarbeitet, die sie behandeln. Das sie trotzdem unentbehrlich sind, liegt auch daran, dass den frühen Autoren Urkunden und Nachrichten zur Verfügung standen, die später verloren gegangen sind.

Für die Stadt Halberstadt "und benachbarte Gegenden", wie Karl Benningsen in seiner Chronik schreibt, die die Zeit zwischen 771 - 1751 behandelt, liegen eine ganze Reihe von Geschichtsdarstellungen verschiedener Autoren vor. So sind hier einige Autoren und die behandelten Zeiträume zu nennen wie: Hemprich 4000 v. Chri.-1928, Schatz 780 - 1209, Boettcher 800 - 1517, Lucanus 804 - 1742, Zschiesche 804 - 1895, Leuckfeld 814 - 1122, Spohr 1626 - 1918, Arndt 1801 - 1850, Scholke 1179 - 1945, Hartmann 1991.

Viele dieser Autoren widmen sich der aufwändigen Erarbeitung solcher Chroniken aus ganz persönlichem Interesse. Besonders im 19. Jahrhundert sind viele Lehrer unter den engagierten Geschichtsforschern. Das trifft auch noch auf des 20. Jahrhundert zu, denn Hemprich, Scholke und Hartmann waren, zumindest ursprünglich, Lehrer. Gedruckte Chroniken liegen für Halberstadt bis kurz nach 1900 vor.

Für die Zeit danach verfügt das Archiv über verschiedene Zusammenfassungen geschichtlicher Ereignisse. Ab 1945 liegen zeitnah entstandene, handschriftliche Datensammlungen in Form von Heftern, seit Anfang der 80iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Form von Karteikarten vor. Sie entstanden jeweils in Kooperation zwischen Städtischem Museum und Stadtarchiv.

Das Stadtarchiv hat neben mehreren Fotochroniken, 7 Bände "Fotos zeigen Geschichte", auch gedruckte Datensammlungen für die Jahre von 1990-93, 1994 -1997 und 1998 herausgegeben. Das Städtische Museum hat gemeinsam mit dem Geschichtsverein für Halberstadt und das nördliche Harzvorland e.V. im Band 22 des Nordharzer Jahrbuches die Chronik für 1999 publiziert.

Die ab 1990 im Museum gesammelten Daten und Fakten wurden durch eine Arbeitsgruppe Stadtchronik des Archivs bearbeitet und als PC-Dateien eingepflegt.

Seit 2000 erfolgt die Materialsammlung und Bearbeitung im Städtischen Museum unmittelbar in PC-Dateien. So tragen die Museumsmitarbeiterinnen des Öffentlichkeitsbereiches am Domplatz 36 täglich wichtige Stadtnachrichten zusammen. Es entsteht kontinuierlich eine, jeweils für ein Jahr zusammenhängende, sehr detaillierte Datenchronologie im Umfang von ca. 80 A4-Seiten.

Diese Datenzusammenfassungen waren bisher eingeschränkt im internen PC-Netz der Stadt verfügbar. Als zeitgemäße Form der öffentlichen Präsentation sind die Chroniken der letzten 10 Jahre mit Hilfe des Unternehmerbüros der Stadt, dessen Bereich "Neue Medien", in den Internetauftritt der Stadt Halberstadt eingestellt worden. Die Chroniken sind über den "Pfad" www.halberstadt.de  über die Startseite oder unter den Rubriken - Bürger & Verwaltung sowie Tourismus & Kultur - Über die Stadt - Geschichte - Chronik - für Recherchen, für interessierte Bürger aber auch für Schulen zu erreichen.

Natürlich ist es eine noch zu lösende Aufgabe, die bisher nur handschriftlich vorliegenden Datensammlungen aus der Zeit von um 1900 bis 1990 zu digitalisieren und somit der öffentlichen Nutzung zu erschließen. Die gedruckten Stadtchroniken sind in den Dokumenten- und Bibliotheksbeständen des Historischen Archiv und des Städtischen Museums zu finden und öffentlich zugänglich.


Armin Schulze

  • Übergabe der Chronik an Herrn Henke